„Stimmung“ mit dem Meister des bissigen Wortes

„Stimmung“ heißt Richard Roglers mittlerweile siebtes Programm mit dem er auf Deutschlands Bühnen unterwegs ist. Scharf und bissig, dabei dennoch spaßig sprach er am Donnerstagabend im Burghaus Bielstein viele Stimmungen an.


Richard Rogler im Burghaus Bielstein – Foto: Christian Melzer

Richard Rogler ist große Halle gewohnt, aber auch im kleinen, gemütlichen Kulturkreis-Ambiente fühlte er sich sichtlich wohl. Mit seiner bissigen, humorvollen und manchmal grantelnden Art hat sich das in Köln lebende Kabarett-Urgestein einen festen Platz in der deutschen Kabarett-Szene geschaffen. Seine Soloprogramme sind ein besonderer Genuss, denn seine Art und sein Humor haben den richtigen Biss.

Gleich zu Beginn fiel ihm auf: „Die Deutschen sind verdächtig gut gelaunt – klar, die ersten Weihnachtsmärkte sind schon geöffnet“. Da komme die richtige Stimmung auf. Der typische Deutsche lebe von einem Urlaub zum anderen und könne perfekt ausrechnen, wie man die Brückentage nutzt um die maximale Zahl an Urlaubstagen zu erreichen. Auch in Wiehl sei das sicher so, unkte Rogler. Entsetzt stellte er fest: hier kennt man offensichtlich keine Solidarität, denn keiner der Anwesenden war in diesem Jahr in Griechenland im Urlaub.

Nachbar Ansgar, der mit 82 Jahren Turnschuhe trägt und wieder mit Laubsägearbeiten angefangen hat, regt ihn auf. Ebenso wie das Fernsehprogramm. „Wann hören die auf mit der blöden Kocherei?“ Kaum mache man das Fernsehen an „ist wieder einer an der Pfanne“. Kontrastprogramm seien die ständigen Tiersendungen da auch nicht. Und prompt kommt er wieder zur Politik. Dass dies sein Lieblingsthema ist, befürchtet wohl mittlerweile jeder der ihm begegnet, grummelt er. Kaum einer spreche noch mit ihm – nur er noch mit sich selbst. Die Suche nach einem Ausweg gestalte sich zudem nicht so einfach. Sport als Ersatz für die Politik wäre perfekt – doch Yoga sei nichts für ihn. Der „denkende Pfau“ führe bei ihm nur zum Einschlafen. Auch der Kölner Halbmarathon war nicht die Erfüllung.

Angela Merkel möchte er sportlicher sehen und ihr zu Weihnachten ein paar Gymnastikstunden schenken, weil sie immer so steif ist. Auch Schröder hätte keine Politik fürs Volk gemacht, aber der konnte im Gegensatz zu ihr winken und grüßen. Von der Kanzlerin über die Minister – Rogler hat für jeden ein paar treffende Sätze übrig. Und – er traf damit gekonnt die Lachmuskeln des Publikums. Eigentlich wollte er „die Merkel“ an diesem Abend gar nicht erwähnen. Auch nichts über Politik, da das Interesse an dem Thema ja sehr gering sei, wie er betroffen feststellte. Dabei wolle er doch eins klarstellen: „Parteien sind für Menschen, die auf natürlichem Weg keine Freunde finden!“. Ob SPD oder die Linke, selbst die Grünen würden langsam gefährlich. Was ihn so in Angst versetzte? Sie wollen Zugriff auf deutsche Duschköpfe nehmen. Nur noch ein Viertel der Wassermenge soll herauskommen. Das ist für Rogler Stress pur, denn dann muss er morgens zwei Stunden eher aufstehen um das ganze Shampoo wieder aus den Haaren zu waschen.

„Ja meine Damen und Herren, wir kommen zur Zugabe!“ kam für die Gäste im Burghaus überraschend. Dabei lagen fast zwei Stunden des Soloprogramms „Stimmung“ hinter ihnen. Das Schöne am Kabarett sei nun mal, dass es irgendwann mal aus ist, scherzte Richard Rogler. Zudem komme das mit der Zugabe von der Schnäppchenjagd. Die Leute nähmen gerne das, was man gar nicht brauche. Das Bielsteiner Publikum nahm diese Bemerkung sportlich und schenkte ihm viel Applaus. Gelacht wurde viel bei guter „Stimmung“ mit dem Grantler der Nation.

Vera Marzinski

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Fotos: Christian Melzer

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