Therapiestunde im Burghaus mit Werner Brix

Nein, der Wiener Werner Brix therapierte nicht sein Publikum – er ließ sich therapieren. Bei ihm geht alles mit Tempo. Sozusagen mit Dauer-Vollgas. In „Mit Vollgas zum Burn-out“ gab der österreichische Schauspieler und Kabarettist den Workaholic und rechnete dabei auf bitterböse Weise mit der modernen Leistungsgesellschaft ab.


Foto: Vera Marzinski

Das begann schon damit, dass er keine Zeit für die Therapiestunde mit dem Bielsteiner Publikum hatte – musste er doch per Handy ein Computerproblem lösen. Dabei regt er sich immer mehr auf und bekommt einen sehr realistischen Schluckauf. Auslöser dafür: Seine Mutter dachte an ihn. Die wird dann auch mal direkt per Handy in ihre Schranken gewiesen. Das Handy gehört mit zum Leben des Workaholic und des Bühnenprogramms. Da erhält seine Tochter darüber ein dadaistisches Gute-Nacht-Gedicht und der Computerproblematiker bekommt Anweisungen, wie er sein nicht funktionierendes Gerät zerstören soll – mit sarkastischem Gesichtsausdruck und Lachen von Werner Brix.

Mit tiefschwarzem Humor, seinem österreichischen Dialekt in rasend schneller Sprechgeschwindigkeit fordert er sein Publikum. Da muss man sich schon sehr konzentrieren – aber es lohnt sich. Der Kabarettist Werner Brix wurde im Dezember 1964 in Wien geboren und wuchs in Klosterneuburg auf, wo er bis heute lebt. Neben seiner kabarettistischen Laufbahn tritt Brix als Theaterschauspieler auf, wirkt in Spielfilmen und Fernsehproduktionen mit und betreibt mit seiner Frau die Filmproduktion „Brix Productions“. Brix spielt in seinem Programm mit Gestik, Mimik und seinem nicht enden wollenden Redeschwall. So kann er auch bei der Therapie des Bielsteiner Publikums – „einfach mal fünf Minuten schweigen“ – eigentlich nur scheitern, denn er kann nicht still sein. So sei sein Gebrabbel beim Schweigen nur Fülltext. „Das ist nur Gehirnentleeren und kein Dialog!“, betont Brix vehement. Für eine Schweigetherapie hat er wohl irgendwie keine Zeit. Zeitlich getaktet ist bei ihm auch der Toilettengang. Nach der Pause erscheint er mit einem orangen Tuch, das er um die Hüfte gewickelt hat. Da stimmte das Timing mit dem Toilettengang diesmal wohl nicht. Auch Beschwerden wie Tinnitus oder Hautausschläge bringt er nicht mit seinem stressigen Lebenswandel in Verbindung.

Im zweiten Teil der Vorstellung wurde es ernster. Im Mittelpunkt stand ein Traum, in dem er – verloren gegangen in einer Drehtür eines riesigen Einkaufszentrums – ein Zwiegespräch mit Gott führt. Dass die Gier des Einzelnen zum Elend in der Welt beiträgt, will der Workaholic nicht wahrhaben. Überhaupt ist er doch ein guter Mensch, schließlich trennt er Müll in sechs Kategorien und benutzt Energiesparlampen, obwohl die Leute in dem Licht aussähen, „als ob sie Hepatitis B und C gleichzeitig hätten“. Am Ende entschließt er sich dazu, endlich mal einen Gang herunterzuschalten – vielleicht. Der Anruf seiner Mutter passt ihm jedenfalls gar nicht: „Ich arbeite gerade an der Entschleunigung, ich habe jetzt überhaupt keine Zeit.“

Der Kulturkreis Wiehl hatte an diesem Abend – wieder vor ausverkauftem Haus – einen grandiosen Kabarettisten nach Wiehl geholt. Die Karten mussten sich die Gäste frühzeitig sichern. So war auch nach Verkaufsstart für das Herbstprogramm 2016 der Comedy-Abend mit Susanne Pätzold – „Schöner scheitern“ – in eineinhalb Stunden ausverkauft. Deshalb gibt es eine zweite Veranstaltung am 28.10.2016 mit Sketchen, Stand-Ups und Improvisationen von und mit Susanne Pätzold – auch hier sollte man schnell zuschlagen.

Vera Marzinski

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Klassik mit vier Hörnern im Burghaus

Schon seit 65 Jahren existiert das Leipziger Hornquartett und ist das älteste aktive Hornquartett der Welt. Die Gründungsmitglieder waren natürlich nicht mit in der Burg.


Foto: Vera Marzinski

Mittlerweile ist die dritte Generation aktiv. Und auch die vier Musiker haben den roten Faden des Quartetts aufgegriffen – das „Konzertstück für vier Hörner und großes Orchester“ op. 86 von Robert Schumann. Es war 1951 ausschlaggebend für die Gründung des Leipziger Hornquartetts. In der heutigen Besetzung mit Max Hilpert, Tino Bölk, Johannes Winkler und Michael Gühne wurde es bereits über dreißig Mal aufgeführt. Die Musiker verstehen sich aber auch als Wegbereiter zeitgenössischer Musik.

In Bielstein boten sie nicht ihren roten Faden (das Schumann-Konzert), aber ein hervorragendes, abwechslungsreiches Programm. Angefangen mit einem romantischen Hornquartett – das Larghetto Allegro vivace assai aus dem „Quartett Es-Dur op. 19 für vier Waldhörner“ von Wilhelm Albrecht Lütgen – bis zu swingendem Sound in der Zugabe. Hornist Max Hilpert fungierte als Moderator und gab einen Einblick in die Geschichte und das Repertoire des Leipziger Hornquartetts. Zudem erfuhren die Gäste etwas über Naturhörner und Ventilhörnern mit hörenswertem Beispiel. So Joseph Haydns „Divertimento für vier Hörner“.

Das Ensemble hat einen hohen Grad an Homogenität und Klangkultur, gepaart mit technischer Brillanz und großer musikalischer Vitalität. Und das nicht nur bei den klassischen Stücken wie den „Sechs Stücke für vier Hörner op. 35“ von Nicolai Tscherepnin – Schüler von Nikolai Rimski-Korsakow . Sie wagten auch einen Sprung über den großen Teich, da wo Texas der Inbegriff des Wilden Westens ist. Und genau von dort stammt der 1960 geborene Komponist Kerry Turner, der in dem „Quartett Nr. 2 Americana“ seine Heimat beschreibt. Da geht es in „The West“ um das Aufeinandertreffen der Nationen, in „The War“ um die amerikanischen Bürgerkriege mit Trommelklängen auf den Hörnern und schließlich entführt er mit „Hoe Down“ in die Saloon-Welt. Bei „Cinq Miniatures, op. 64“ von Jan Koetsier, der dies eigens dem Leipziger Hornquartett gewidmet hatte, wurde es tierisch. Kleine Humoresken mit Anspielungen auf die Tierwelt bieten die fünf Stücke – wie die Ameisenparade, den verliebten Kater oder die Entenballerina.

In den 65 Jahren schrieben einige Komponisten Stücke für speziell diese Hornquartett. Zudem gaben sie ungezählte Konzerte in Deutschland, aber auch in Österreich, Kuba und sogar in Japan. Zahlreiche Rundfunk- und Schallplatten- und CD-Aufnahmen spielten sie ein – einige davon konnten sich die Burghaus-Gäste mit nach Hause nehmen. Klassik im Burghaus präsentiert der Kulturkreis Wiehl wieder am Donnerstag, den 7. April 2016 mit der Pianistin Jarmina Gerl.

Vera Marzinski

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Boogie-Woogie Zug durchs Burghaus

Wie per Schnellzug ging es im Burghaus Bielstein mit dem Jörg Hegemann Trio ins Boggie-Woogie-Land. Kein Wunder, dass erste Stück der drei Musiker hieß „Express To Boogie Land“.


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Damit hatten Bandleader und Pianist Jörg Hegemann, Schlagzeuger Jan Freund und Bassist Paul G. Ulrich gut Fahrt aufgenommen. Die Gäste wippten und klatschen sofort mit. Aber die drei Musiker können auch ruhig, wie sie gleich mit dem zweiten Stück, dem „How Long, How Long Blues“ von Leroy Carr bewiesen. Jörg Hegemann bot mit seinem Trio einen musikalischen Reigen von Boogie-Woogie und Blues und zudem noch ausführliche Geschichten rund um diese Stilrichtungen des Jazz.

1917 sei ein wichtiges Jahr gewesen, so Hegemann, denn die die ersten Jazzplatten kamen heraus und die USA beteiligte sich ab da am ersten Weltkrieg. Dadurch verteilten sich die Jazzmusiker aus New Orleans auch in andere Städte, wie Chicago, und brachten Swing Elemente mit in die Musik. Natürlich hatte das Jörg Hegemann Trio auch passende Musik zu seinen Aufführungen im Programm. Viel davon von Albert Ammons. Seine Boogie Version des alten Gassenhowers „Swanee River“ wurde zum Million Seller. Eine Menge Pianisten versuchen seither, Ammons zu imitieren. Diejenigen von Ihnen, die sich wirklich überzeugend im Stil von Albert Ammons ausdrücken können, lassen sich allerdings an einer Hand abzählen. Dazu zählt der Wittener Jörg Hegemann, der das Spiel des Chicagoer Pianisten seit über 20 Jahren studiert. Speziell auch der „Honky Tonk Train Blues“ von Meade Lux Lewis, der sieben Töne mit fünf Fingern spielen konnte ob seiner großen Hände. Solche Pranken hat Hegemann nicht – schafft es dennoch diesen Blues perfekt umzusetzen. Bei ihm fliegen die Finger nur so über die Tasten. Er wippt selber fleißig mit – ebenso das Ansagemikrophon auf der Bühne im Burghaus und natürlich die Gäste im ausverkauften Saal.

Jörg Hegemann entwickelte mit Django Kroll und Jan Freund einen Groove, dem sich niemand entziehen kann, der jeden Fuß zum mitwippen bringt und der weit und breit keinen Vergleich zu scheuen braucht. Seit dem plötzlichen Tod von Kroll im Sommer 2015 spielt Paul G. Ulrich im Trio mit – der Bassist trat unter anderem mit Paul Kuhn und in Wiehl mit der Boogie Woogie Company auf. Gemeinsam haben die drei Musiker des Jörg Hegemann Trios viel Spaß an der Musik und an dem gemeinsamen Spiel. Aber auch Solo präsentiert Hegemann in Bielstein einige Stücke – natürlich von seinem Lieblingspianisten Albert Ammons. So den „Tuxedo Boogie“ oder „Chicago In Mind“. Selbst ein eigenes Stück spielt er – nach einer ausführlichen Einleitung zu den Hintergründen. Hegemann komponierte es im Blick auf eine Geschichte aus seinem eigenen Leben. Bis 1999 war im Rechnungswesen tätig. Der Boogie Woogie Virus hatte ihn schon lange erfasst, denn im April 1983 erlebte er zum ersten mal ein Boogie-Woogie-Konzert – mit Axel Zwingenberger und Leo Knobelsdorff (beide waren bei den Wiehler Jazztagen zu hören). Bereits im Dezember 1986 die Gründung der „Chicago Four“ und immer im Hinterkopf, einmal nur noch als Boogie-Woogie-Pianist zu arbeiten. Das war dann ab 1999 plötzlich möglich – man entließ ihn. Wie es weiterging und was die Spekulation mit Aktien von seinem Abfindungsgeld bewirkten, all das klang in dem Stück mit.

Zum Schluss gab es noch einen weiteren furiosen Boogie Woogie und ein grandioses Schlagzeug-Solo von Jan Freund. Hegemann ist mit einem zweiten Pianisten am 13. März 2016 in Bergneustadt im Schauspielhaus zu sehen und zu hören. Im Burghaus hat das Frühjahrsprogramm richtig Fahrt aufgenommen. Nächsten Donnerstag geht es mit Werner Brix „Mit Vollgas zum Burnout“ – mal wieder vor ausverkauftem Haus. Da zeigt sich, dass man sich schon rechtzeitig Karten besorgen muss – für das Herbstprogramm 2016 sind die Karten seit 18. Januar im Vorverkauf.

Vera Marzinski

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7. Zunft-Kölsch-Pokalschießen: Siegerehrung und Pokalübergabe

Der bereits in anderen Sportarten bekannte Zunft-Kölsch-Pokal der Erzquell Brauerei in Bielstein wurde unter den Mitgliedsvereinen des Oberbergischen Schützenbundes nun schon zum 7. Mal ausgeschossen.


Siegerehrung und Pokalübergabe im Braustübchen der Erzquell Brauerei in Bielstein. Foto: Christian Melzer

Die oberbergische Brauerei unterstützt mit dem Zunft Kölsch-Pokal die populären heimischen Sportarten und Vereine, im Fußball und im Handball bereits seit vielen Jahren, seit 2009 nun auch bei den Schützen. Besonderes Ziel dieses Pokals ist die Jugendförderung in den Vereinen, so soll ein Großteil der im Wettkampf erzielten Preisgelder für die Jugendarbeit der Siegervereine verwendet werden.

Am 7. und 8. November 2015 wurde der für Oberbergische Schützen äußerst lukrative Zunft-Kölsch-Pokal der Erzquell Brauerei in Bielstein ausgeschossen.

Bis zum letzten Schuss lieferten sich die Teilnehmer der 32 Mitgliedsvereine des Oberbergischen Schützenbundes auf dem Schießstand des Schützenvereins Kaltenbach-Bellingroth einen spannenden Wettkampf auf sehr hohem Leistungsniveau.

Brauereichef Dr. Axel Haas und der Präsident des OSB, Klaus Büser nahmen die Siegerehrung und Pokalübergabe gemeinsam am 19. Januar 2016 um 18.00 Uhr in einer kleinen Feierstunde im Braustübchen der Erzquell Brauerei in Bielstein vor.

Der Pokal und damit der 1. Platz mit 500 Euro Preisgeld und 100 Liter Zunft Kölsch ging dieses Mal an den Schützenverein Wegeringhausen 1898 e.V. Den 2. Platz mit 400 Euro und 50 Litern Zunft Kölsch belegt der ausrichtende Verein „Die Schimmelhäuer“ aus Kaltenbach-Bellingroth. Auf dem 3. Platz ist der Schützen- und Geselligkeitsverein Steinenbrück e.V. mit 300 Euro Preisgeld und 30 Litern Bier, den 4. Rang mit 200 Euro und 20 Litern holten sich die Grünröcke des Schützenverein Bergneustadt 1353 e.V. und den fünften Rang erkämpfte sich der Vorjahressieger Schießverein Bernberg 1910 e.V. mit 100 Euro Preisgeld sowie 10 Liter Zunft Kölsch. Auch die Sieger der Plätze 6 bis 10 waren zur Feier im Braustübchen eingeladen.

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Duett im Duell mit „DUEL“

„DUEL“ ist eine Zwei-Mann-Formation, bestehend aus Laurent Cirade und Paul Staïcu. In Comedy-Manier „duellieren“ sich die beiden brillanten Musiker auf höchstem Niveau.


Foto: Vera Marzinski

Beide Musiker haben eine klassische Musikausbildung und vielfache Auszeichnungen für ihr musikalisches Können – was sofort zu hören ist bei ihrem Auftritt im Burghaus Bielstein. Seit 2001 treten der Franzose Laurent Cirade mit seinem Cello und der Rumäne Paul Staïcu am Klavier gemeinsam auf. Nicht nur mit ihrer virtuos gespielten Musik, sondern auch mit ihrem umwerfenden Slapstick fesseln sie das Publikum. Angefangen mit den Problemen, die Laurent mit seinem Cello hat, dass einfach nicht stehen bleiben will. Genervt von den Unterbrechungen versucht Paul Staïcu – mit außerordentlicher Mimik – seinen Partner mit grandiosem Klavierspiel zu überflügeln.

Ob Klassik oder Jazz, ob Bach oder Bee Gees, Tango oder Rap, Beatles oder Strawinsky – die beiden Musiker ziehen alle musikalischen Register. Und alle komisch-komödiantischen Register dazu. Da wird das Cello gegrillt und operiert. Es bekommt sogar Nachwuchs: eine in Windeln gewickelte Violine, die nicht nur in den Schlaf gespielt, sondern auch noch von Paul mit einem Fläschchen gefüttert wird. Besonders viele Lacher erhielt der Part, bei dem Laurent Cirade als Arzt seinen Patienten Paul Staïcu im Rollstuhl über die Bühne fährt. Vollkommen weggetreten, am Tropf hängend lässt Staïcu sich scheinbar willenlos an die Tasten des Klaviers schieben. Zu „Blue way shoes“ twistet Laurent und schiebt Paul im Rollstuhl hin und her. Ihr Programm „Opus 2“ ist einfach brillant. Ihre Performance ist irgendwie verrückt und einzigartig und vor allem hochkarätig.

Ihre kleinen Unterhaltungen zwischendurch muss man nicht verstehen – es ist eine Mischung aus französisch, rumänisch und englisch – denn Mimik und Töne zählen. Der große kräftige Laurent mit der verrauchten Stimme und der eher zierliche Paul verquicken Musik und Slapstick und machen sich einen Riesenspaß daraus, große Klassiker und Evergreens auf die Schippe zu nehmen. Im Chocolat Théâtre in Marseille hatten Laurent Cirade und Paul Staïcu als „DUEL“ ihren ersten gemeinsamen Auftritt. Es wurde ein voller Erfolg und so folgten unzählige Engagements. Mittlerweile haben die beiden Musiker über 700 gemeinsame Auftritte über die Grenzen Frankreichs – sogar bis Japan – hinaus absolviert. Wenn sie nicht auf der Bühne stehen, arbeiten sie an der Weiterentwicklung ihrer Show. „DUEL“ ist ein Zusammentreffen zweier Virtuosen, die an Tasten, Saiten und Zwerchfell brillieren. Humor auf ganz hohem Niveau, denn was diese beiden Musiker auf der Bühne zeigen, stellt die klassischen Konventionen komplett auf den Kopf.

Vera Marzinski

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