Kostümsitzung des Karnevalsvereins Bielstein

Der Karnevalsverein Bielstein rief und zahlreiche Gäste fanden am 04.02.2012 den Weg in die Bielsteiner Aula – und werden den Besuch nicht bereut haben. Vor annähernd ausverkauftem Haus bot der KVB an diesem Abend wirklich ein Programm der Superlative. Aber der Reihe nach:


Prinz Hansi I. und Prinzessin Sandra – Fotos: Melzer

Pünktlich um 18.00 Uhr eröffnete der 1. Vorsitzende des Vereins – Markus Heitmann – die Sitzung und übergab das Mikrofon an den Sitzungspräsidenten Michael Becher. Nach seiner Begrüßung ließ er zunächst den gesamten Verein auf die Bühne aufziehen, um für das Prinzenpaar des KVB einen passenden Rahmen zu schaffen. Schließlich zog der Hofstaat samt Prinzenpaar Hansi I. und seiner Prinzessin Sandra in den Saal und ließ sich ausgiebig feiern.

Es war gerade noch Zeit für 1 Lied und der erste Programmpunkt stand bevor. Gemächlichen Schrittes kam „Dä Marinesoldat“ auf die Bühne und heizte dem Publikum mit herrlichen Witzen ein. Still und starr stand er auf der Bühne, gut geschützt durch seinen übergroßen roten Rettungsring und brachte wirklich gute Stimmung rüber. Anschließend wurde es Zeit, um ein musikalische Highlight zu setzen: Das Duo „Harry und Chris“ begeisterte mit eine musikalischen Vielfalt, die man lang suchen kann. Über 10 verschiedene Musikinstrumente wurden im Laufe ihres Auftrittes bemüht – vom Dudelsack über Querflöte, Trompete, Klarinette bis zum Saxofon, es scheint, als ob das Duo musikalisch grenzenlos ist. Auf alle Fälle aber grenzenlos gut. Mit „Kölschen Tön“ verließ das Duo die Bühne und bereitete somit dem nächsten Programmpunkt auf geradezu ideale Weise das Parkett: Mit über 120 Personen zog das Kölner Traditionscorps „Kölsche Funken rut-weiß vun 1823 e.V.“ in den Festsaal ein und füllte die Bühne bis auf den letzten Platz. Es war ein herrliches Bild, das sich den Besuchern bot: „rot-weiß“ der Funken in direkter Verbindung mit dem „blau-weiß“ der Bielsteiner Karnevalisten, eine wunderschöne Farbkombination und man merkte den Funken deutlich an, dass sie den Abend bei den Bielsteinern genossen.

Kaum war dieser Programmpunkt zuende, wartete schon ein weiteres Highlight auf die Besucher: Jörg Knörr gab in Bielstein „seine Visitenkarte ab“ und zeigte, was er in über 20 Jahren gelernt hat – Unterhaltung und Parodie auf höchstem Niveau. Es gab Kostproben als Frau Merkel, Gerhard Schröder, Inge Meysel, Udo Lindenberg und vieles mehr. Auch als Zeichner tat er sich hervor und signierte das eine oder andere Bild und übergab es als Souvenir an das Publikum.

Es folgt anschließend eine kurze Pause, die viele Gäste für dringende „Besuche“ verwandten und in der man sich die Bauchmuskeln wieder etwas lockern konnte.

Als nächster Programmpunkt waren dann die Bielsteiner Eigengewächse an der Reihe und den Reigen eröffneten unsere jüngsten Tänzerinnen und Tänzer: die „Crazy Girls & Boys“. Nachdem sie einen extra für diesen Abend einstudierten neuen Tanz gezeigt hatten, war die Stimmung kurz vor der Explosion und es stieg die erste große Rakete in den winterlichen Himmel.

Getragen von dieser Stimmung folgte anschließend unsere zweite eigene Tanzgruppe „die Bielsteiner Raketen“. Im Gegensatz zum klassischen Gardetanz zeigt diese Tanzformation moderne Musik und Choreografie in höchster Güte. Und auch an diesem Abend waren die Mädels und Burschen unserer „Bielsteiner Raketen“ nicht zu stoppen, und so kam es zwangsläufig zur nächsten Saalrakete. Wir können wirklich stolz sein auf unseren tänzerischen Nachwuchs, besser lässt sich Karneval nicht rüberbringen – Generationen-übergreifend!

Es folgte mit der Musikcombo „de 5 Fleje“ ein weiterer Programmpunkt, der dem Publikum durchweg gut gefiel und auch mit viel Applaus für den Auftritt belohnt wurde. Das Duo „John und Ron“ hatte da schon wesentlich mehr zu kämpfen und bekam durchwachsene Kritiken. Es mag natürlich auch der etwas späteren Auftrittszeit geschuldet sein, dass die aus den Niederlanden stammenden Künstler mit ihren Gags nicht mehr so gut ankamen. Gut kam dagegen unsere dritte Tanzgruppe „Die Tanzmäuse“ an, die als vorletzter Programmpunkt das Publikum schnell für sich einnahmen und erstklassigen Gardetanz präsentierten. Vielbeinig präsentierten sich unsere bekanntesten Tänzerinnen und Tänzer in neuem Outfit den anwesenden Gästen und bekamen ebenfalls eine Saalrakete spendiert, denn Tanz und Akrobatik vereinen sie noch immer in hervorragender Weise miteinander. Den Abschluss dieses großartigen Abends bildete der Stimmungssänger Pascal Krieger, der das Publikum kurz vor Mitternacht noch einmal von den Sitzen holte und somit für einen schwung- und stimmungsvollen Abschluss sorgte, bevor gegen Mitternacht das Prinzenpaar noch einmal auf die Bühne trat und noch ein paar Lieder zum Besten geben.

Ein toller Abend fand weit nach Mitternacht sein Ende und den Gästen wurde im „Sartorysaal zu Bielstein“ alles geboten, was man sonst nur in Köln bekommt. Die Sitzungen des KVB sind stets einen Besuch wert.

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Ensemble „Cristal“ bezauberte das Publikum im Burghaus

Wer Klassik im üblichen Stil erwartet hatte, hörte dies am Freitagabend im Burghaus Bielstein zwar auch, aber nur bei einer „Duo Sonate“ von Wolfgang Amadeaus Mozart. Ansonsten präsentierte „Cristal“ einen ganz besonderen Abend. Der Name „Cristal“ steht für brillantes Spiel und facettenreiche Kompositionen – genau das erlebten die Gäste.


Ensemble Cristal – Foto: Christian Melzer

Der Kristall ist dreidimensional – dreidimensional gestaltete „Cristal“ auch den Abend im Burghaus. Mit Musik, mit Texten, mit Skulpturen, die sich zusammen zu einen glänzenden Abend fügten. So hieß auch der Konzertabend: „Drei Köstlichkeiten“. Gitarrist und Komponist Ralf Bauer-Mörkens vermag es, persönlichen Eindrücken und Beobachtungen überraschenden musikalischen Ausdruck zu verleihen. Damit überzeugte er – gemeinsam mit Flötistin Christa Becker und Cellist Hans Wilhelm Thelen – schon mit „Fantaisie Meridional“. Hier hatte er die Landstriche des Mittelmeerraumes vertont und auf ein spanisches „El torro“ folgte ein französisches „La danse de chevaux“ und abschließend ein „La vita“ aus Italien.

Extreme Metrenwechsel enthielten die „Fünf Fragmente“ in denen Bauer-Mörkens Ausgrabungen aus der kindlichen Fantasiewelt aufleben ließ. Die launenhaft anmutende Sprache Mozarts enthielt die „Duo Sonate“, die ursprünglich für Cello und Fagott komponiert wurde. Mit viel Ausdruck spielten Hans Wilhelm Thelen und Christa Becker dieses klassische Stück in brillanter Weise. Die Flötistin Christa Becker beherrscht ihre Querflöte ebenso meisterlich wie die Kunst der Improvisation. Ihr Spiel lockt und schmeichelt, interpretiert die Kompositionen in eigenwilligen Klangbildern oder schwebt in einer eigenen Sphäre darüber. Dies erlebten die Gäste im Burghaus ganz besonders bei ihrem Solostück der „Appassionata Sonate op. 140“ von Siegfried Karg-Elert.

Für das Zusammenspiel von Gitarre, Cello und Querflöte gibt es nur sehr wenig Original-Literatur. Aber Ralf Bauer-Mörkens hat hier so einige bezaubernde Stücke komponiert. Auch das abschließende „Capricio“, das er auf einem Flughafen während der Wartezeit geschrieben hat. Er vermag eine In-Klang-Setzung des augenblicklichen Eindrucks.

Das „Cristal“-Ensemble verbindet mit einem großen Spektrum an Klangfarben die Virtuosität der Klassik mit Avantgarde und Weltmusik. Im zweiten Teil des Konzertes kam dazu noch Text und Bild. Die „Mondklänge“ umfasst zwölf Monde, die die Bezeichnung der Kalendermonate ersetzen. Bauer-Mörkens hat hier die alten deutschen Monatsnamen aufgegriffen, um Texte zu schreiben, denen er zudem Klang verlieh. So der „Hartmond“, bei dem Christa Becker die Querflöte wie der eisige Januarwind erklingen ließ.

Sein Bruder Marc Bauer setzte dies in Holz, Stein, Wachs und Farben um. Er erschuf zwölf etwa tellergroße Skulpturen, die auf einem Metallrad von innen nach außen, wie eine Spirale angebracht sind. „Die goldenen Halme wiegen sich im Wind…“, so der Text beim Ährenmond im August. Und so wiegen sich die Halme auf der Skulptur und auch das Spiel der Querflöte ließ musikalisch ein Wiegen der Halme im Wind nachvollziehen. Beim Herbstmond ist die Welt bunt und digital. Auch das Zupfen auf der Gitarre wirkte bei diesem Stück digital. Hervorragend wie Ralf Bauer-Mörkens das umgesetzt hat. Sowohl textlich als auch musikalisch. Und kongenial dazu die Skulptur seines Bruders Marc. Einfach perfekt und so ganz besonders. Wie das ganze Konzert – klassisch, avantgardistisch. So ganz besonders.

Vera Marzinski

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Literaturabend mit Verleger Andreas J. Meyer zu: „Wozu lesen?“

Fast wie im Wohnzimmer wirkte das Gespräch im Burghaus Bielstein am Donnerstagabend. Auf der weißen Couch sinnierten Verleger Andreas J. Meyer und Buchhändler Mike Altwicker über das Thema: „Wozu lesen?“. Der Kulturkreis Wiehl und die Buchhandlung Hansen&Kröger hatten zur zweiten Literatur-Veranstaltung in diesem Jahr eingeladen.


Foto: Christian Melzer

Mit Musik vom ungarisch-deutschen Komponisten Paul Abraham startete der Abend. Das hatte eine besondere Bedeutung, denn Andreas J. Meyer hatte 1956 den jüdischen Komponisten bei seiner Rückkehr aus dem Exil mit weiteren Mitgliedern des in Hamburg gegründeten Paul-Abraham-Komitees erwartet. Meyers Vater, der ihn dort mit involviert hatte, war bis 1933 Hamburger Landgerichtspräsident und Vorsitzender des Hamburger Kunstvereins.

Von dieser Begebenheit und auch ein wenig aus seiner Familiengeschichte erzählte Meyer. Den Zugang zur Literatur erhielt er nicht unbedingt durch den Vater, der eine riesige Bibliothek hatte. James Fenimore Coopers „Lederstrumpf“, den der Vater als lesenswert fand, interessierte ihn erst mal nicht. Doch das Vorleben der Eltern, ihr großes Interesse an Literatur färbte letztendlich doch ab. Bereits als Kind hatte Meyer ein Faible für historische Objekte. Mittlerweile hat er auch im Verlag eine Reihe aufgelegt, die sich mit historischen Gebäuden beschäftigt.

Er wollte Architekt werden, dennoch fing er eine Lehre in einem Verlag an. Das war Ende der 1940er Jahre. Später entschied er sich für ein Studium der Soziologie und Politischen Wissenschaften in Hamburg, das er durch seine Arbeit im Chronos Bühnenverlag finanzierte. Weil avantgardistische Theaterautoren dort nicht angenommen wurden, begann er selbstständig als Bühnenverleger zu arbeiten. Am 30. November 1957 gründete er in Hamburg schließlich offiziell den Merlin Verlag.

Merlin – eine philosophische Figur – war Namensgeber für seinen Verlag. Eigentlich eine spontane Idee bei einem literarischen Jourfix, doch im Nachhinein passte es doch gut. Einer der ersten Autoren des Verlags war Jean Genet, dessen 1960 veröffentlichter Roman „Notre-Dame-des-Fleurs“ zu einem Literatur-Prozess führte, der unglaubliche Wellen schlug. Die Verbreitung unzüchtiger Schriften unterstellte man Meyer. Am Ende hielt der Staatsanwalt fast ein Plädoyer für das Buch und es kam zum Freispruch.

Andreas J. Meyers Leben besteht aus vielen Anekdoten – einige davon erzählte er dem Publikum im Burghaus Bielstein und kam dabei ins fabulieren. Buchhändler Mike Altwicker war selbst mal einige Wochen zu einem Praktikum im Merlin Verlag und stellte ihm Fragen zu Autoren und Verlagsentwicklung. So verlegte Meyer Horst Janssens Autobiographie Hinkepott und auch Janosch, der zunächst für ein Grafikprojekt gewonnen werden konnte verlegte bei Merlin. Über jeden hatte er etwas zu erzählen. Auch dem Autor Boualem Sansal, der den Friedenspreis 2011 vom deutschen Buchhandel bekam, gehört zur Autorenriege. Einige Anekdötchen berichtete er auch von Begegnungen mit Marcel Reich-Ranici. Meyer: „Man lernt im Leben ganz viel – auch als Verleger.“

Die Verlegerstafette hat Meyer mittlerweile an Tochter Katharina übergeben. Im Zeitalter der e-books sei die Fahrt des Schiffes Buchhandel nicht absehbar, so Meyer. Aber eine bestimmte Schicht der Bevölkerung werde sich weiter für das interessieren, was von den Autoren behandelt wird – und das auch in Printform. Die nächste Literaturveranstaltung im Burghaus findet am 1. März statt – Hellmuth Karasek fragt dann: „Soll das ein Witz sein?“.

Vera Marzinski

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