Michael Wehrmeyer und Dina Ivanova bescherten dem Publikum im Burghaus Bielstein als Duo mit Violoncello und Klavier ein außergewöhnliches Klassik-Erlebnis.

Kurzfristig hatte es eine Programmänderung für das Konzert mit dem „duo51saiten“ ergeben. Eigentlich wäre Michael Wehrmeyer (Violoncello) mit der Harfenistin Johanna Dorothea Görißen aufgetreten, die gemeinsam das „duo51saiten“ bilden. Görißen hat jedoch das Probespiel für die Akademie-Stelle an der Bayerischen Staatsoper gewonnen, die sie nun antritt und war mit dem Orchester zur Zeit der Bielsteiner Veranstaltung auf einer Tournee in Asien. Doch mit der Pianistin Dina Ivanova brachte Wehmeyer eine brillante Pianistin mit ins Burghaus zum Duo-Konzert.

Dina Ivanova wurde 1994 im russischen Rjasan geboren, studierte unter anderem an der Zentralen Musikschule in Moskau und am Tschaikowsky-Konservatorium – seit 2022 bei Kirill Gerstein in Berlin. Sie gewann zahlreiche Auszeichnungen, darunter den 2. Preis beim Liszt-Wettbewerb in Weimar und 2023 den ersten Preis beim Domenico Scarlatti Wettbewerb und dem Chopin-Preis in Rom. 2021 erhielt sie ein Stipendium der Carl-Bechstein-Stiftung. Ebenfalls ein Stipendium hat Michael Wehrmeyer – in der Saison 2024/2025 wurde er in die Bundesauswahl „Konzerte Junger Künstler“ des Deutschen Musikwettbewerbs aufgenommen. Bereits mit fünf Jahren begann er das Cellospiel und absolvierte das Jungstudium in Augsburg. Derzeit studiert er bei Prof. Wolfgang Emanuel Schmidt an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT in Weimar. Parallel dazu ist er Karajan-Akademist der Berliner Philharmoniker. Als Solist traten beide bereits mit renommierten Orchestern auf.

Mit diesem Programm, dass sie zur Kulturkreis Wiehl Veranstaltung präsentierten, seien sie ein eingespieltes Team, so Wehrmeyer. Das bewiesen sie bereit mit der „Ballade für Violoncello und Klavier op. 3“ von Josef Suk, einem tschechischen Komponisten und Violinisten, der ein Schwiegersohn von Antonín Dvoráks. Im ersten Teil ging das Duo Wehrmeyer/Ivanova anschließend auf die französischen Komponisten ein – so spielte Wehrmeyer die „Solosonate op. 28“ von Eugène Ysaÿe. (1858-1931). Der war zwar ein Belgier, aber das sei ja nah an Frankreich, so Wehrmeyer – und zudem aus dem französisch sprechenden Teil. Ysaÿe war einer der bedeutendsten Interpreten der Streicherwerke französischer und belgischer Komponisten seiner Zeit. Sein kompositorisches Werk weist einen individuellen Stil auf und lässt zahlreiche spätromantische Einflüsse erkennen. Ebenso besonders wie das Cello-Solostück auch das „Miroirs“ – „Spiegelbilder“. Diese fünf Klavierstücke widmete Maurice Ravel jeweils einem Mitglied des Pariser Künstlerkreises der „Apachen“. Sie zeigen verschiedene Stimmungen, wie Spiegelbilder menschlicher Gefühle. Eine kühne Harmonik und eine gewaltige Aufgabe für einen Pianisten – Dina Ivanova spielte dies mit einem Höchstmaß an Ausdrucksstärke und Differenziertheit.
Vor der Pause noch ein gemeinsames Stück: Claude Denussys „Sonate für Violoncello und Klavier L. 135“. Keine der Sonaten von Debussy ist in vier Sätzen -streng nach den ‚Regeln‘ der Tradition klassisch deutscher Kammermusik – geschrieben. Alle Debussy-Sonaten sind dreisätzig und frei in ihrer Form. Im Teil zwei des Duokonzertes widmeten sich die beiden Musiker den deutschen Komponisten. Zunächst Felix Mendelsohn-Bartholdy mit acht Variationen – wohl in Anlehnung an Bachs Goldbergvariationen – die „Variations concertantes, op. 17“. Sie waren Mendelsohns Cello spielenden Bruder Paul gewidmet, der sich im Gegensatz zu Felix für das Fach seines Vaters entschieden hatte und Bankier wurde. Robert Schumann schrieb das „Adagio und Allegro op.70“ in As-Dur ursprünglich für das Horn, bevor es doch für Violoncello und Klavier umgesetzt wurde. Stellen innigsten und zartesten Ausdrucks, wie auch andere der feurigsten Leidenschaftlichkeit – grandios vorgetragen von der Pianistin Ivanova und Wehrmeyer am Violoncello. Zeitgenössisch das „Rumor Images“ von Christian Jost (geb. 1963). „RUMOR“ ist eine Oper nach einer Kurzgeschichte des Schriftstellers und Filmemachers Guilliermo Arriaga. Es gehe um Bilder und eine Vielzahl von verschwommenen Mustern, erklärte Wehrmeyer, der vor der Zugabe verschmitzt betonte „nun noch etwas ganz anderes, damit wir Sie nicht mit den Horrorbildern nach Hause gehen lassen“. Es folgte die „Élégie op. 24 für Violoncello und Klavier“ von Gabriel Fauré – womit dann auch wieder der Bogen zu den französischen Komponisten gespannt war.
Vera Marzinski
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Fotos: Vera Marzinski