Chorakademie überzeugte auch mit ABBA

Der Knaben- und Mädchenchor der Bergischen Akademie für Vokalmusik hat sich inzwischen im Bereich der Klassik einen Namen in der Region gemacht. Die Mitwirkung bei Carl Orffs CARMINA BURANA in Morsbach 2012 oder die preisgekrönte Johannes-Passion von J.S. Bach 2012 mit mehreren Vorstellungen im ganzen Kreisgebiet haben diesen Erfolg begründet. Dass die Jungen und Mädchen aber auch anderes singen können, haben sie mit ihrem Schuljahresabschlusskonzert am 16. Juni 2012 im Bielsteiner Burghaus bewiesen.

Unter dem Motto „academy goes pop“ sangen die verschiedenen Chorgruppen mal getrennt, mal als großer Chor gemeinsam, bekannte Stücke aus dem Popbereich mit dem Schwerpunkt ABBA; natürlich mehrstimmig und unplugged, wie es sich für einen solchen Chor gehört. Die Zuschauer brachen in wahre Begeisterungsstürme aus, die sich bis zum letzten Stück „You´ll never walk alone“ immer weiter steigerten.

Die Dirigenten Marco Fischdick (auch Schlagzeug) und Dirk van Betteray (auch Klavier) waren sehr zufrieden mit der Leistung ihrer Schützlinge. Auch der Gastchor, das bekannte Frauenvokalensemble A CAPPELLA, Köln glänzte mit teilweise szenisch aufbereiteten Chorwerken, spritzig vorgetragen unter der Leitung von Dirk van Betteray.

Als nächstes Großprojekt werden die Kinder 2013 die Kantate „Adiemus“ von Karl Jenkins in mehreren Konzerten in der Wiehltalhalle aufführen, ein großartiges Bühnenspektakel für Augen und Ohren. Man darf gespannt sein, was man von diesen wunderbaren Kinderchören in Zukunft noch zu hören bekommen wird.

1. Brauerei Open Air 2012: Trotz Regen tolle Party

Supertramp, Dire Straits, AD/DC! Drei Bands die unzählige Welthits geschrieben haben. Viele davon gab es am 16. Juni beim 1. Brauerei Open Air 2012 zu hören. Die Tributebands „Dreamer“, „Brothers in arms“ und „Dirty Deeds 79“ ließen die Hits dieser Bands erklingen und feierten mit über 3000 Gästen trotz Regens eine tolle Party.


Foto: Christian Melzer

Die Open-Air-Fans müssen nicht lange auf den nächsten Event warten, bereits am 25. August steht das 2. Brauerei Open Air 2012 an und das verspricht ein richtiger Kracher zu werden, dann kommt nämlich die legendäre Band BAP mit ihrem Sänger Wolfgang Niedecken in die Wiehlauen. Bereits jetzt sind laut Oliver Pack von der Erzquell Brauerei Bielstein 3/4 aller Tickets verkauft.

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In 25 Jahren von einer Vision zu ausverkauften Veranstaltungen

Am Anfang stand eine Idee, eine Vision – die hatte vor 25 Jahren das damalige SPD-Ratsmitglied Rüdiger Boy. Begeistert von den Aktivitäten im Allgäu – wie den Kemptener Jazztagen – konnte er viele von dem Konzept überzeugen. Am 16. Dezember 1986 stimmte der Rat dem gestellten Antrag zu und so konnte im März 1987 der Verein gegründet werden. Bis heute der einzige Verein in Wiehl, der aufgrund eines Ratsbeschlusses entstand. Mit 20.000 DM Startkapital und 151 Mitgliedern startete die erste Spielzeit mit sieben Veranstaltungen.


V.l.: Dr. Erwin Kampf, Hans-Joachim Klein, Rüdiger Boy und Wolfgang Mehren – Foto: Christian Melzer

Heute bewegt sich das Finanzvolumen bei 350.000 € und über 90 Veranstaltungen finden im Rahmen der Kulturkreisarbeit statt. Aus dem kleinen Kulturkreis ist ein mittelständisches Unternehmen geworden, so Kulturkreis-Geschäftsführer Hans-Joachim Klein. Dabei ist der Verein nie auf der Stelle getreten. Ein stolzes Spektrum kultureller Entwicklung liege aus dem letzten Vierteljahrhundert vor, so Bürgermeister Werner Becker-Blonigen. Kultur sei ein sehr weiter Begriff. Dazu gehöre, „was angenehm ist, Freude bereitet – ob Gesang, Theater, Literatur. Alles das bezeichnen wir als Kultur“, so Wiehls Bürgermeister.

1990 – ein historisches Jahr für den Kulturkreis: die Jazztage kamen hinzu. Und gleich zu den „1. Internationalen Wiehler Jazztagen“ ein hochkarätiges Künstleraufgebot mit Peter Herbolzheimer, Mr. Acker Bilk und Giora Feitmann. Ein Jahr später Lionel Hampton, der damals schon 89 Jahre alt war und mühselig die Treppen hinaufgeführt werden musste – aber auf der Bühne verjüngte er sich um 20 Jahre. 1996 das Jazztagephänomen: Marla Glen war trotz 45 DM Eintritt in 45 Minuten ausverkauft. „Davon träumen wir heute“, so Hans-Joachim Klein.

1996 der Wechsel des Vorsitzes im Kulturkreis – Rüdiger Boy gab den Leitungsstab an Wolfgang Mehren ab. Mehren hatte als Cellist auch Ambitionen für die Klassik und so kam die dann auch nicht zu kurz im Programm des Kulturkreises – was bis heute anhält. Zwei weitere neue Sparten in diesem Jahr: „Kultur für Kids“ und das erste Brauerei Open-Air. Zudem entstand die professionelle Vorverkaufsstelle „Wiehl-Ticket“. Ein weiterer Wechsel in der Kulturkreisspitze fand 2000 statt. Dr. Erwin Kampf übernahm den Vorsitz. Der konnte beim Festakt am Mittwochabend berichten, dass Kulturkreisarbeit ein schönes Stück Arbeit sei, aber: die Betonung liege auf „schön“. Er dankte nicht nur den vier Hauptsponsoren: Sparkasse der Homburgischen Gemeinden, BPW, Zunft Kölsch und der Kölner Rundschau/OVZ sondern auch den vielen ehrenamtlichen Helfern.

Der Begriff Theater tauchte 1999 zum ersten Mal auf, als die Zusammenarbeit mit dem Schau-Spiel-Studio-Oberberg zum Kulturkreisprogramm hinzu kam. Dank der Familie Kotz konnte dann mit dem Umbau des Burghauses in Bielstein auch ein fester Standort für die Kultur in Wiehl gefunden werden. Seit 2008 ist das Burghaus Bielstein ein Austragungsort für kulturelle Veranstaltungen in Wiehl und hat sich zum kulturellen Zentrum entwickelt. Mit einer Auslastung von bis zu 95 % und Programmvorausplanungen für die nächsten eineinhalb Jahre ist dem Kulturkreis etwas ganz besonderes gelungen. Renommierte Autoren, wie Helmuth Karasek und Ulla Hahn, konnten über die Buchhandlung Hansen&Kröger für Lesungen gewonnen werden und die unterschiedlichsten Musikrichtungen klingen von der Burghaus-Bühne. Von Gospel über Klassik, Cover-Bands, Blue-Grass und vieles mehr ist hier im Programm. Musik zum Mitschnippen, Mitsingen, Tanzen – einfach mal abschalten und feiern, das bescherten die „Speedos“ den Burghaus-Besuchern nicht nur beim Konzert im April – auch beim Festakt sorgten sie für eine angenehme, lockere Stimmung. Mit „Stand By Me“, „Willenlos“ oder „Hit The Road Jack“ brachten sie mit Showeinlagen, viel Entertainment und Action Stimmung in die Feierlichkeiten.

Dabei war die Wahl der Künstler für Veranstaltungen des Kulturkreises nicht immer ganz unumstritten. Beispielsweise stieß Gildo Horn auf viel Skepsis, so Hans-Joachim Klein. Aber der Vertrag war unterschrieben – die Veranstaltung anschließend: ein voller Erfolg. Umstritten auch manchmal: die Lautstärke. Selbst die Tontechniker sind da meist fast machtlos, wenn die Künstler ihr eigenes Ding durchziehen. So 2007 bei den Jazztagen, als das Spiel des Gitarristen Ruben Hoeke zu einem heftigen Angriff auf das Trommelfell der Gäste wurde. Der Tontechniker hatte nur noch eine Möglichkeit: er drehte einfach den Verstärker auf der Bühne rum.

Immer Innovativ und flexibel – wie beim kurzfristigen Umzug 1997 in die Bielsteiner Sporthalle, als die Wiehltalhalle kurz vor den Jazztagen gesperrt wurde – war der Kulturkreis in den letzten 25 Jahren. Auf der Stelle stehen geblieben ist der Kulturkreis Wiehl nie. Durch ein noch attraktiveres Programm möchte der Kulturkreis für die Zukunft noch mehr Mitglieder gewinnen. Ab Sommer 2012 startet „Die Burg ruft“ – ein Kabarettprogramm mit auserlesenen Kabarettisten und Comedians. Ab 2013 wird das Klassik-Open-Air erstmals in Kooperation mit dem WDR stattfinden und auf WDR 5 übertragen. Ein weiteres Ziel ist es, das jugendliche Publikum explizit anzusprechen. In Kooperation mit der Musikschule der Homburgischen Gemeinden und dem Schau-Spiel-Studio Oberberg wird in Kürze die Musical-Schule „Lampenfieber“ starten.

Wiehl hat durch den Kulturkreis Kultur auf hohem Niveau, betonte Wiehls Kulturausschussvorsitzender Rolf Gurbat. Und so hat sich aus einer Vision der süddeutsche Import in den letzten 25 Jahren fest etabliert im Oberbergischen. Nicht als eine eingefahrene Sache sondern immer wieder mit neuen Zielen und Projekten.

Vera Marzinski

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Die Mutproben des Ole von Beust

Aus seinem Buch „Mutproben – ein Plädoyer für Ehrlichkeit und Konsequenz“ las Hamburgs ehemaliger Bürgermeister Ole von Beust im Burghaus Bielstein. Das Buch hatte er hauptsächlich geschrieben, weil er nach seinem Rücktritt 2010 oft Fragen zu seinem Rücktritt bekam. „Da machte das Aufschreiben Sinn“, so CDU-Politiker Ole von Beust. Und zudem wollte er mit der Geschichte seines politischen Lebens darstellen, weshalb bzw. aus welcher Motivation man Politiker werde.


Ole von Beust – Fotos und Video: Christian Melzer

Deshalb ist sein Buch auch nur zu etwa 65 Prozent polit-autobiograpisch. Er geht auch auf Integration, Veränderung durch Bildung, Europa und die Probleme der Konservativen ein. Selbst ist er aus ganzem Herzen Christdemokrat – kein Konservativer. Auch sein Elternhaus war so gesehen nicht konservativ, verriet er. Trotz der sonntäglichen, lehrhaften Monologe, die vor den drei von Beust Söhnen gehalten wurden, war der Vater sehr reflektiert und offen. Das Elternhaus war sehr politisch geprägt und man setzte sich insbesondere mit der Geschichte rund um das Dritte Reich intensiv auseinander. Seine Mutter stuften die Nazis als „Halbjüdin“ ein; Mitglieder ihrer Familie wurden in Theresienstadt ermordet. Sein Vater war Gründer und erster Vorsitzender der Jungen Union in der Hansestadt.

Ole von Beust

Die Reden von Politiker faszinierten Ole von Beust schon in der Jugendzeit. Vor seiner Zeit als Bürgermeister von Hamburg war er acht Jahre Oppositionsführer und davor elf Jahre Abgeordneter im Hamburger Senat. Am ersten Morgen seiner Bürgermeisteramtszeit saß er an seinem Schreibtisch und dachte nur: „Jetzt regierst du also!“. Und das war gar nicht so einfach. Wie man eigentlich regiert, wie das formell funktioniert – das musste er sich erst einmal erarbeiten. „Learning by doing“ und dazu dann sein Vize Roland Schill, der für viele Peinlichkeiten sorgte.

2003 hatte von Beusts damaliger Koalitionspartner und Innensenator Ronald Schill versucht, den Bürgermeister mit dessen Homosexualität zu erpressen. Er hatte gedroht, eine angebliche Affäre von Beusts mit dem damaligen Justizsenator Roger Kusch öffentlich zu machen. Daraufhin entließ von Beust den umstrittenen Innensenator. Wie dieser Tag abgelaufen war, schilderte von Beust den Gästen im Burghaus. Kurzerhand hatte von Beust eine Pressekonferenz anberaumt. Es war eine Entscheidung, die auch nach hinten hätte losgehen können, aber er hatte sich auf seine Intuition und Entscheidungsfreude verlassen. Und dummerweise stellte sich Schill nicht als Opfer dar, sondern gab die Erpressung zu. So hatte von Beust durch den mutigen Schritt sowie seine Ehrlichkeit und Konsequenz an diesem Tag stark an Autorität gewonnen.


Ole von Beust

Auch sein Rücktritt sei ein großer Gewinn für ihn gewesen, betonte er. Denn der Zuwachs an Macht bedeute gleichzeitig auch den Verlust der Freiheit. Auch wenn er mit diesem Schritt manchen seiner Anhänger enttäuschte. Er wollte auch mit dem Rücktritt nicht bis zur nächsten Wahl warten, um seinem Nachfolger eine Chance zu geben, sich selber Lorbeeren zu sammeln und sich nicht auf den Bonus des Vorgängers auszuruhen. Das Leben als öffentliche Person vermisse er heute nicht. Gänzlich zurückziehen könne man sich sowieso nicht, wenn man einmal soviel Interesse auf sich gezogen hat, wie er im Buch schreibt.

„Nimm dich nicht so wichtig, nimm deine Verantwortung wahr und bewundere niemanden“ – mit diesem Geist ist Ole von Beust groß geworden und nicht nur das hat ihn geprägt. Sehr glaubwürdig brachte er seinen Blick auf Kindheit, Karriere, Rücktritt und die Politik am Montagabend dem Publikum im Burghaus Bielstein nahe.

Vera Marzinski

Kriminalistische Delikatessen im Burghaus

In seinen Krimis wird es bei Martin Walker immer auch kulinarisch. Kein Wunder, dass der neue Fall von Kommissar Bruno „Delikatessen“ heißt. Bei einer Szene, die Moderatorin Margarete von Schwarzkopf beim Literaturabend im Burghaus Bielstein las, lief es wohl den Gästen im Mund zusammen. Ausführlich schilderte Autor Martin Walker hier im Kriminalroman eine Menüzubereitung.


Martin Walker – Foto: Vera Marzinski

Bei so ausführlichen Beschreibungen erstaunt es auch nicht, dass 2013 ein „Bruno“-Kochbuch erscheinen wird. Walker ist einer der Autoren, ein weiterer der Dorfpolizist in Walkers Wohnort Périgord, der auch als Vorlage für die Romanfigur „Bruno“ dient. „Delikatessen“ ist der vierte Fall für Bruno, Chef de police. Und neben dem Kulinarischen hat Martin Walker so einige Themen in seinen neusten Kriminalroman gepackt. Menschen, Atmosphäre, Landschaft, aber auch Terrorismus. Auslöser für Letzteres war ein Anschlag der ETA, bei der ein Polizist umkam. Und so beinhaltet „Delikatessen“ ein spanisch-französisches Gipfeltreffen, dass die Separatistenbewegung ETA auf den Plan ruft. Außerdem eine Gänsefarm die von Tierschutzaktivisten attackiert wird, und dann ist da auch noch die archäologische Ausgrabungsstätte, deren deutscher Forschungsleiter Horst Vogelstern nach einem prähistorischen Menschen sucht. Das Skelett, das dann auch gefunden wird, ist allerdings längst nicht so alt wie erhofft – es trägt eine Armbanduhr.

Margarete von Schwarzkopf, deutsche Journalistin, Autorin, Redakteurin, Moderatorin, begleitete schon mehrfach englischsprachige Autoren ins Burghaus und führte durch den Abend. Auch diesmal stellte sie gekonnt Fragen, erzählte von Martin Walkers Romanen und las zudem den deutschen Part aus dem neuen Roman. Martin Walker äußerte sich ganz begeistert von seiner „Literatur-Königin“, die ihm schon recht guten Deutschunterricht gegeben hatte. Jeden Tag ein neues Wort – vor drei Tagen das „verschmitzt“. Eine Charaktereigenschaft von Kommissar Bruno. Aus dem Roman las er selbst in seiner Muttersprache. Aber zwischendurch erklärte er vieles in einem gutverständlichen Deutsch.

Martin Walker – gebürtiger Schotte, der in Oxford und Harward studierte – ist nicht nur Schriftsteller, sondern auch Historiker und politischer Journalist. Er lebt in Washington und im Périgord/Frankreich. 25 Jahre lang arbeitete er als Journalist bei der britischen Tageszeitung „The Guardian“. Seine Bruno-Romane erscheinen gleichzeitig in zehn Sprachen und seit neustem auch auf Französisch.

Auch über die Schwierigkeiten mit dem französischen Übersetzer erfuhren die Literaturgäste am Donnerstagabend einiges. Zum Schluss gab es nicht nur einen Cliffhanger, der Lust aufs Weiterlesen machte, sondern noch eine erfreuliche Nachricht für alle „Bruno- chef de police“-Fans: die Krimis sollen verfilmt werden und – das war sicherlich nicht der letzte Roman über den französischen, verschmitzten Gendarm.

Spannend wird es auch bei der nächsten Autorenlesung am 4. Juni im Burghaus, bei der Ole von Beust aus seinem Buch liest, indem er seine Erfahrungen als Politiker, ehemaliger Bürgermeister von Hamburg zusammengefasst hat.

Vera Marzinski

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