Weiershagen-Forst 08: Jahreshauptversammlung 2010

Bei der Jahreshauptversammlung des Weiershagen-Forst 08 wurden einige langjährigen Mitglieder geehrt.

Für 25 Jahre Mitgliedschaft wurden geehrt:
Käthe Müller (n.a.= nicht anwesend), Ilse Remarczyk (n.a.) und Bruno Vollmer (n.a.)

Für 40 Jahre Mitgliedschaft wurden geehrt:
Horst Grebe, Hans Kuffer, Helga Kuffer, Bernd Penz (n.a.), Lutz Riedel (n.a.), Adi Riegert (n.a.), Thomas Ruland und Monika Schumacher (n.a.)

Für 60 Jahre Mitgliedschaft wurden geehrt:
Friedel Söhnchen und Inge Stuhlmann

Unterhaltsame Reise mit Wigald Boning

Der Spätentwickler in Sachen Weltreisen entführte die Gäste im Burghaus Bielstein auf eine Reise durch sein Buch „In Rio steht ein Hofbräuhaus“. Wigald Boning gastierte zum ersten Mal in Wiehl und hofft nun, dass er behält, dass das einzige Kölsch, das außerhalb Kölns gebraut wird nicht von der Bergischen Achsenfabrik herstellt wird.


Wigald Boning – Foto: Vera Marzinski

„Hu hu liebe Leser“ – so beginnt das Buch und so startete auch der Literaturabend zu dem der Kulturkreis Wiehl und die Buchhandlung Hansen&Kröger den Comedian, Moderator und Musiker gewinnen konnten. Seine ersten „fernen“ Reiseerlebnisse führten von Oldenburg in den Harz, den Teuteburger Wald und an die Ostsee. In den letzten Jahren hat er dann doch die Standorttreue mit Weltenbummelei getauscht. Mit wachsender Begeisterung besucht er auch entlegenste Weltwinkel und zur Freude der Leser berichtet er in einer brillanten Weise darüber.

In Bielstein hätte Wigald Boning auch Erdteilwünsche für die Lesung angenommen, denn „sonst starte ich erst mit der Reise nach Rio und dann legen wir eine kurze Getränkepause ein bevor es weiter ins Zillertal geht“. Die Gäste ließen ihn auswählen und er belohnte sie mit amüsanten Ausflügen in seine Reiseberichte, die eigentlich gesammelte Briefe sind, die er per Elektropost von seinen Reisen in die Heimat sendet. So hatten schon einige Daheimgebliebene aus seinem näheren Umfeld das Vergnügen, die amüsanten Erzählungen vor Herausgabe des Buches zu lesen.

Am Montagabend entführte er das Publikum zunächst nach Rio. Die Reise begann am Flughafen erstmal mit: „Päuschen, Pilschen, Passkontrolle“. Mitflieger und TV-Producer Jan war früher Türsteher in der Nobeldisco „P1“ in München – und das nach einer Oldenburger Halbstarken-Zeit, in der der 1.FC Bayern sehr verhasst war. Der hochgewachsene Jan durfte leider nicht wie der halb so große Wigald in die Business-Class. Dort kam Boning mit seinen 77 Zentimeter kurzen Beinen noch nicht mal ansatzweise an den Sessel vor ihm, derweil saß der Producer wohl leicht zusammengefaltet in der billigeren Klasse. Der Frühsport in Rio war dann etwas eingeschränkt, denn die Joggingstrecke Richtung Copacabana war nicht drin – früh am morgen müsste man mit Mord-und-Totschlag rechnen, warnte man ihn im Hotel.

Nach einer Sightseeing-Tour war dann der eigentliche Grund für die Reise auf dem Programm: Ein Dreh für „Megaclever“, in dem ein pfiffiges Experiment zum Thema Kunstflug anstand. Kunstflug, eine Sportart, bei der fast nie was passiert – laut dem jungen Piloten. Schon nach 30 Metern die erste rabiate Rechtskurve und Wigald Boning dachte „Hussa – geht der Spaß etwa schon los?“ Es folgten so manche Loopings, bei denen er seinen Edding umklammerte, eine Anmoderation durchführte und auch noch „Ich-bau-das-Haus-vom-Ni-ko-laus“ zeichnete. Gebannt verfolgten die Gäste in der Burg die detaillierten Ausführungen.

Von „Rio ist wie Giselle Bündchen mit Mundgeruch“ ging es zu „Zoff im Zillertal“. Zum Jahreswechsel führte es die gesamte Familie Boning mit einigen Freunden – insgesamt 30 Personen – in das Skiparadies. Doch während der Hochsaison ist die Unterkunftfindung nicht unbedingt einfach und so landeten sie in einem „Silvesterfestcenter“ mit der übersichtlichen Ausstattung eines Jugendhotels. Dafür gab es dann aber eine Pizzeria im Erdgeschoss mit plüschigen Séparées im ältesten Altrosa. Schnell stellten sie fest: die Kombination Feiern und Skifahren kann den Körper sehr belasten. Seine Frau bevorzugte leichte Pisten, absolut Neigungsfrei – also Flachpisten. Ihr Skifahren ähnelt wohl eher dem Tai-Chi. Die Zwillinge Leander und Cyprian bevorzugen dagegen die schwarzen Pisten, einer der beiden beherrscht aber nur Flug- und Schuss-Fahrt. Bevor man ihm irgendwelche Techniken beibringen kann, ist er schon längst weit weg auf der Piste. Auch die Silvesterparty war sehr vergnüglich – erzählt in einer Art und Weise, die gebannt zuhören ließ.

Der intellektuell-humoristische Farbtupfer des deutschen Fernsehens amüsierte sich köstlich über seine eigenen Dokumentationen. Wigald Boning ist ein begnadeter Erzähler mit Sinn für viel Situationskomik und einer Sprachgewandtheit in brillanter Ausführung. Mit ausgeklügelten Wortfolgen und Bezeichnungen von einfachen Dingen – wie Nasszellenkerker für Toilette – macht das Zuhören Lust auf mehr Geschichten aus seinem Buch. Mit einem „Alle einsteigen – brumm, brumm und weg. Jetzt bin ich urlaubsreif“ – beendete er die Lesung. Da war die lange Schlange am Signiertisch nicht verwunderlich.

Vera Marzinski

Eine Bilderserie finden Sie hier…

Zunft Kölsch in Moskau: Kooperation mit den Behinderten Werkstätten Oberberg

In Kürze verlässt das erste Bier den Brauereihof Richtung Osten: zunächst ein Versuchsballon könnte diese Lieferung den Beginn einer längerfristigen Zusammenarbeit mit einem Importeur und Getränke-Großhändler in Moskau werden.


Brauereichef Dr. Axel Haas und BWO-Geschäftsführer Dietmar Groß halten die deutsche und russische Fahne hoch und freuen sich über die gelungene Kooperation

Als vor einigen Monaten die Anfrage aus Russland an die Brauerei kam, mussten zuerst die logistischen und organisatorischen Probleme geklärt werden. Mit den Behindertenwerkstätten Oberberg in Faulmert fand die Brauerei einen zuverlässigen Partner, bei dem die bestellte Flaschenware versandgerecht in Kartons umgepackt wurde. Geschäftsführer Dietmar Groß, der mit Erzquell-Betriebsleiter Jens Hofmann die Zusammenarbeit auf den Weg brachte, freut sich: „Hier können die BWO wieder einmal zeigen, wie die Leistungen unserer behinderten Menschen sinnvoll mit den Anforderungen unserer hiesigen Unternehmen verknüpft werden können.“

Für das gewünschte Fassbier wurden sogenannte KeyKegs, neuartige Einwegfässer, eingesetzt, die in 20- und 30-Liter-Größen befüllt werden und den in Russland oftmals logistisch unmöglichen Rücklauf der Fässer überflüssig machen.

Die ersten 400 Kartons mit 8000 0,5-Liter-Flaschen Zunft Kölsch sowie 24 dieser Einweg-Kegfässer mit jeweils 30 Liter Bier stehen nun abholbereit im Lager der Brauerei. Von dort geht der Weg direkt nach Moskau. Der Importeur, der dort einen Getränke-Großhandel aufbaut und betreibt, geht fest von einer positiven Entwicklung im russischen Markt aus, da deutsche Bierspezialitäten bei der russischen Bevölkerung sehr beliebt sind.

Brauereichef Dr. Haas begrüßt diese neue Kooperation: „Für uns als heimische Brauerei ist zwar die Region unser Markt, aber wenn sich die Qualität von Zunft Kölsch schon bis Russland rumgesprochen hat, dann sollten wir auch diesen Markt bedienen.“

Brauerei Open Air abgesagt

Aus organisatorischen Gründen musste das Brauerei Open Air am Samstag, 5. Juni, leider abgesagt werden. Bisher gekaufte Tickets können an den Vorverkaufsstellen zurückgegeben werden.

Susanne Schmidts Beobachtungen im Zentrum der Weltfinanzkrise

Susanne Schmidt, geboren 1947, war jahrzehntelang Top-Bankerin in London – in den letzten zehn Jahren Moderatorin und Kommentatorin des Börsensenders Bloomberg-TV. Die Ökonomin hat jetzt ein Buch über die Finanzmarktkrise geschrieben – ein beeindruckendes Buch mit einem fesselnden Schreibstil geschrieben. Im Burghaus Bielstein las die Tochter des Altbundeskanzlers Helmut Schmidt am 21. April 2010 Passagen aus ihrem Buch „Markt ohne Moral“ und stand den Fragen von Hörfunk-Redakteurin Iris Trespe Rede und Antwort.


Susanne Schmidt – Foto: Christian Melzer

Die Finanzkrise war ein Böses Erwachen, so Susanne Schmidt, – auch wenn einige es kommen sahen, das seien aber die Wenigsten gewesen. Im August 2007 fing eigentlich alles an und fand den Höhepunkt in der Lehmann-Pleite. Diesen sehr dramatischen Tagen, habe man sich gar nicht entziehen können. Susanne Schmidt hat sie als hochdramatisch empfunden und hatte ganz klar Angst vor Jobverlust und das das Angesparte den Bach runter gehe.

Der Ausgangspunkt für die Finanzkrise lag in den globalen Veränderungen. Durch die Globalisierung waren die Investmentbanker die gefragten Leute, unter anderem machte ihnen das billige Notenbankgeld das Leben leicht. Die Zinsen wurden runter gefahren und nicht wieder angehoben, dadurch war ständig zuviel Liquidität im System. Die alte Lehrweise „Der Markt heilt sich selbst – der Markt reguliert sich selbst“ funktionierte dann doch nicht so wie üblich. Die Risikoneigung wurde immer größer und das spekulative Element gewann immer mehr an Bedeutung.

Susanne Schmidt hat den Zusammenbruch als dicke Quittung beschrieben. Bei Bänkern sei das Risikobewusstsein aus dem Blickfeld gefallen – aber nicht nur bei den Bänkern. „Moral Hazard“ – ursprünglich ein Begriff aus der Versicherungswirtschaft der das Risikoverhalten von Versicherten beschrieb – bezeichnet heute allgemein die erhöhte Risikobereitschaft von Banken und anderen Finanzdienstleistern aufgrund einer implizierten Staatsgarantie. Es ist das Phänomen, das jemand der versichert ist, anders handelt als jemand ohne Absicherung. Man wird risikofreudiger – es kann einem ja nichts passieren. Die Bankwesen sind privatwirtschaftlich organisiert, aber ein funktionierendes Bankwesen ist ein öffentliches Gut und lebensnotwendig für die Marktwirtschaft. Ein Staat wird deshalb ein funktionierendes Bankwesen nicht pleite gehen lassen. Gewinne gehen an die Investoren, Verluste werden sozialisiert. Es sei eine neue Regelung notwendig, so Schmidt. Eine internationale Einigung um den Banken keine zu großen Schlupflöcher zu geben.

Die akute Finanzkrise ist offensichtlich vorbei, aber sie war zu kurz, als das die Finanzmärkte etwas daraus gelernt haben. In ihrem Buch warnt die Bankerin und Börsenkommentatorin vor dem nächsten großen Crash. Ein mahnendes Buch über einen Markt, in dem die Finanzelite weiter russisches Roulette spielt. Über Sorglosigkeit, Bequemlichkeit und was sich ändern muss. Ein spannender Abend mit der Autorin in der Burg, moderiert von einer hervorragend vorbereiteten Redakteurin – da erstaunte die lange Schlange nach Lesung und Interview vor dem Signiertisch nicht.