Ensemble „Cristal“ bezauberte das Publikum im Burghaus

Wer Klassik im üblichen Stil erwartet hatte, hörte dies am Freitagabend im Burghaus Bielstein zwar auch, aber nur bei einer „Duo Sonate“ von Wolfgang Amadeaus Mozart. Ansonsten präsentierte „Cristal“ einen ganz besonderen Abend. Der Name „Cristal“ steht für brillantes Spiel und facettenreiche Kompositionen – genau das erlebten die Gäste.


Ensemble Cristal – Foto: Christian Melzer

Der Kristall ist dreidimensional – dreidimensional gestaltete „Cristal“ auch den Abend im Burghaus. Mit Musik, mit Texten, mit Skulpturen, die sich zusammen zu einen glänzenden Abend fügten. So hieß auch der Konzertabend: „Drei Köstlichkeiten“. Gitarrist und Komponist Ralf Bauer-Mörkens vermag es, persönlichen Eindrücken und Beobachtungen überraschenden musikalischen Ausdruck zu verleihen. Damit überzeugte er – gemeinsam mit Flötistin Christa Becker und Cellist Hans Wilhelm Thelen – schon mit „Fantaisie Meridional“. Hier hatte er die Landstriche des Mittelmeerraumes vertont und auf ein spanisches „El torro“ folgte ein französisches „La danse de chevaux“ und abschließend ein „La vita“ aus Italien.

Extreme Metrenwechsel enthielten die „Fünf Fragmente“ in denen Bauer-Mörkens Ausgrabungen aus der kindlichen Fantasiewelt aufleben ließ. Die launenhaft anmutende Sprache Mozarts enthielt die „Duo Sonate“, die ursprünglich für Cello und Fagott komponiert wurde. Mit viel Ausdruck spielten Hans Wilhelm Thelen und Christa Becker dieses klassische Stück in brillanter Weise. Die Flötistin Christa Becker beherrscht ihre Querflöte ebenso meisterlich wie die Kunst der Improvisation. Ihr Spiel lockt und schmeichelt, interpretiert die Kompositionen in eigenwilligen Klangbildern oder schwebt in einer eigenen Sphäre darüber. Dies erlebten die Gäste im Burghaus ganz besonders bei ihrem Solostück der „Appassionata Sonate op. 140“ von Siegfried Karg-Elert.

Für das Zusammenspiel von Gitarre, Cello und Querflöte gibt es nur sehr wenig Original-Literatur. Aber Ralf Bauer-Mörkens hat hier so einige bezaubernde Stücke komponiert. Auch das abschließende „Capricio“, das er auf einem Flughafen während der Wartezeit geschrieben hat. Er vermag eine In-Klang-Setzung des augenblicklichen Eindrucks.

Das „Cristal“-Ensemble verbindet mit einem großen Spektrum an Klangfarben die Virtuosität der Klassik mit Avantgarde und Weltmusik. Im zweiten Teil des Konzertes kam dazu noch Text und Bild. Die „Mondklänge“ umfasst zwölf Monde, die die Bezeichnung der Kalendermonate ersetzen. Bauer-Mörkens hat hier die alten deutschen Monatsnamen aufgegriffen, um Texte zu schreiben, denen er zudem Klang verlieh. So der „Hartmond“, bei dem Christa Becker die Querflöte wie der eisige Januarwind erklingen ließ.

Sein Bruder Marc Bauer setzte dies in Holz, Stein, Wachs und Farben um. Er erschuf zwölf etwa tellergroße Skulpturen, die auf einem Metallrad von innen nach außen, wie eine Spirale angebracht sind. „Die goldenen Halme wiegen sich im Wind…“, so der Text beim Ährenmond im August. Und so wiegen sich die Halme auf der Skulptur und auch das Spiel der Querflöte ließ musikalisch ein Wiegen der Halme im Wind nachvollziehen. Beim Herbstmond ist die Welt bunt und digital. Auch das Zupfen auf der Gitarre wirkte bei diesem Stück digital. Hervorragend wie Ralf Bauer-Mörkens das umgesetzt hat. Sowohl textlich als auch musikalisch. Und kongenial dazu die Skulptur seines Bruders Marc. Einfach perfekt und so ganz besonders. Wie das ganze Konzert – klassisch, avantgardistisch. So ganz besonders.

Vera Marzinski

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Fotos: Christian Melzer

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