Kronenfest der Siebenbürger Sachsen in Bielstein: Kinder und Jugendliche rücken in den Vordergrund

Es ist inzwischen fest im Jahresprogramm der Kreisgruppe Wiehl-Bielstein der Siebenbürger Sachsen etabliert: Das jährliche Kronenfest. Der Vorstand hatte am Samstag, dem 1. Juli 2017 die Mitglieder und Freunde der Kreisgruppe in das Ev. Gemeindehaus Wiehl-Bielstein eingeladen um ganz im Sinne der Tradition den Trachtentanz rund um die Krone gebührend zu feiern.

Der Wettergott spielte auch in diesem Jahr keine Paraderolle. Dabei wäre es doch so schön gewesen, unter freiem Himmel zu stehen und das Tanzbein zu schwingen, ohne dass die Tracht nass wird, sagten im Interview das Trachtenpaar Anna Kast (15 Jahre alt) und Julian Kessmann (17 Jahre alt). Die Sorge, dass das Fest unter Umständen nicht gut besucht sein könnte, hatte sich zum Glück nicht bestätigt.

Die beiden sind eines der 12 Trachtenpaare der Jugendtanzgruppe der 15 bis 19-Jährigen, die schon seit längerem Gefallen daran finden, Einigkeit und Zusammenhalt der Siebenbürger Sachsen zu leben und zu demonstrieren. Die Tanzgruppen sind in den letzten 2 Jahren rasant gewachsen und haben großen Zuspruch bei 3 Generationen gefunden.

Den Anschluss an die Tanzgruppe hat Anna gefunden, weil sie von einer gleichaltrigen Freundin angesprochen worden sei, die eigentlich einen männlichen Tanzpartner suchte. Eine Zeitlang war es wirklich schwer gewesen, Jungen zu motivieren und für das Tanzen zu begeistern. Inzwischen ist das „Problem“ jedoch gelöst, denn Julian hat mit einigen seiner Freunde, auf Wunsch des Vaters, den Schritt gewagt und kann sich inzwischen vorstellen auch noch in 5 bis 10 Jahren mit dem Volkstanz weiterzumachen und zwar unabhängig davon, ob die Eltern noch Mitwirkende sind.

Angesprochen auf die Frage nach den wöchentlichen Proben antworten beide, dass sie die Zeit gerne dafür aufbringen, denn „man möchte schließlich immer wieder neue Tänze vorführen um bei etwa 10 Veranstaltungen im Jahr ein abwechslungsreiches Programm bieten zu können“. Der Trachtentanz hat inzwischen nicht nur seine Berechtigung beim Kronenfest und beim Katharinenball, mittlerweile wird er auf Hochzeiten oder runden Geburtstagen nachgefragt sowie beim Volkstanzwettbewerb und natürlich beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen. Beide Jugendliche sind in Deutschland geboren und aufgewachsen und können sich mit der Kultur und den Bräuchen der Siebenbürger Sachsen im Allgemeinen gut identifizieren, denn sie lernen immer wieder neue Leute kennen, haben Spaß an der Musik und an den Zusammentreffen, beispielsweise an dem Heimattag in Dinkelsbühl.

Sie fühlen sich privilegiert, eine Tracht tragen zu dürfen um ihren Wurzeln bewusst Ausdruck zu verleihen. Das wird von allen Seiten auch sehr bewundert. Es hat sogar dazu geführt, dass Jugendliche ohne siebenbürgischen Hintergrund Teil der Tanzgruppe wurden, so die Aussage von Julians Vater. Das Gefühl beim Aufmarsch ist geprägt von Freude und Stolz. „Ein wenig Nervosität ist auch immer dabei, aber diese verliert sich nach einiger Zeit während des Tanzes“. Die Tracht hat Anna von ihrer Tante bekommen. Diese sei noch sehr gut erhalten, obwohl sie schon so alt ist. Julian hat seine Tracht von seinem Vater bekommen. Dieser habe sie in jungen Jahren schon in Rumänien getragen.

Es ist für ihn auch immer wieder ein schöner Anblick, die 5 bis 9-jährigen Kinder in Tracht zu sehen. „Es freut mich zu sehen, dass so viele Kinder Interesse am Volkstanz haben. Es ist auch gut, dass es die Einteilung nach Altersstufen gibt, weil dies dazu führt, dass die Gruppen gut miteinander harmonieren. Jede Altersstufe hat einen anderen Tanzgruppenleiter, die wären Winfried Göllner und Ursula Müller bei den Erwachsenen ab 20 Jahren, bei den 15 bis 19-Jährigen Birgit und Horst Kessmann. Bei den 5 bis 14-Jährigen sind es Birgit Kessmann, Hedda Schuller und Jana Kessmann.

Die Frage nach den Verbesserungsvorschlägen für das Kronenfest in Bielstein beantworten beide damit, dass das Gemeindehaus für die Tanzveranstaltung am Abend nicht genug Platz bietet. Die Tanzfläche sei aufgrund der Bestuhlung zu klein. Ob sich daran etwas ändern lässt, will Julian mit seinem Vater besprechen, der dieses Fest, gemeinsam mit den Vorstandskollegen Agathe Wolff, Ingmar Gusbeth und Michael Schuller sowie weiteren zehn Personen die dem erweiterten Vorstand angehören, auch in Bielstein wieder größer gemacht haben.

Der Programmablauf ist eigentlich in jedem Jahr identisch. Das Fest beginnt nachmittags mit einem Gottesdienst, der dieses Jahr in der angrenzenden Kirche stattgefunden hat und von Pfarrer Daniel Boltner gehalten wurde. Im Abschluss folgte der Trachtentanz der drei Generationen unter der selbstgeschmückten Krone. Die Krone wurde am Vortag von vielen fleißigen Helferinnen und Helfern aufgestellt, genauso wie die Zelte zum Schutz vor Regen. Der Vorsitzende Horst Kessmann moderierte die Veranstaltung und sprach vielen anwesenden verdienten Dank aus.

Währenddessen konnte man sich im Innenraum am reichlichen Kuchenbuffet bedienen und in gemütlicher Atmosphäre seinen Kaffee trinken, welcher bei den Klängen von Musik des Blasorchesters Siebenbürgen-Drabenderhöhe nochmal so gut schmeckte. Wer eher an Herzhaftem interessiert war, der wurde am Grillstand bestens verköstigt. Die landestypischen Grillspezialitäten waren für alle ein Genuss. Sortenreiche Getränke und Speisen wurden zu günstigen Preisen angeboten. Das Gemeindehaus füllte sich am Abend ab 20.00 Uhr zum Tanz mit der Band „Variation“. Es kam tolle Partystimmung, mit Hits von früher und heute, auf. Das gehört ebenfalls zur Tradition dieses Festes. Das wichtigste aber sind die Menschen, die hingehen, mithelfen und den Zusammenhalt pflegen.

Astrid Krauss

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Eine Antwort auf „Kronenfest der Siebenbürger Sachsen in Bielstein: Kinder und Jugendliche rücken in den Vordergrund“

  1. Schön wenn man die Kids mit Tradition begeistern kann! Außerdem muss man sagen ist die Tracht ja wirklich was festliches worauf mich sich nicht nur bei den Volksfesten freuen kann.

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