Fatih Çevikkollu als krönender Abschluss

„Nichts ist wie es scheint“, erklärt Fatih Çevikkollu dem Bielsteiner Publikum im Burghaus beim letzten Abend der „Seven Nights of Fun“. Mit seinem Programm „FatihMorgana“ entlockte er so manches Lachen selbst über Tabuthemen. Seine Ansage „Das wird ein geiler Abend! Das Programm ist richtig gut und du wirst mehr lachen als du bezahlt hast“ waren keine leeren Versprechungen.

Er schafft es schnell, das Publikum zum Lachen zu bringen – und zum Verstummen. Denn Fatih Çevikkollu lässt so manchen Lacher fast im Halse stecken und bringt schonungslos und unverblümt Dinge auf den Punkt. Da meint man, er stelle Altkanzler Kohl auf ein hohes Podest und im nächsten Moment kommt dann „Helmut Kohl war ein Koloss-Kanzler der Korruption“. Okay, über Tote solle man nur Gutes reden weiß er. Nun ja, da kommt dann ein „Er ist tot. Gut.“ – und wieder so ein Moment mit unterdrücktem Lachen. Das kann einer im Publikum ganz besonders gut, den Fatih als perfektes Beispiel für politisch korrektes Lachen bezeichnet. Was ihn enttäuscht habe diesen Sommer? Dass die Klimaveränderung fast kein Thema war. Auch bei den Grünen nicht. Selbst im Hambacher Forst waren sie nicht zu sehen – „okay, sie sind grün“.

Kabarett ist Kopfsache. Zumindest bei Fatih Çevikkollu. „Ich denke vor. Und ihr denkt nach“. Er weiß: „Wer bis 20 Jahre alt ist, ist ein digitaler Eingeborener. Alle anderen bloß digitale Migranten“. Bei dem guten alten Telefon mit der Wählscheibe erübrigte sich damals die Frage „Wo bist Du?“. Weltweit sei es leichter online zu gehen, als auf Toilette und es gäbe mehr Handys auf der Welt als Menschen, dabei habe nun so manch einer die neue Krankheit „Handynacken“. Gesellschaftskritisch ist Fatih Çevikkollu und sein Programm ist gespickt mit bissigen Seitenhieben auf all die Vorurteile und Befürchtungen. „Wir machen gerade einen riesigen Epochenwechsel mit – vom Industriezeitalter geht es ins Informationszeitalter“. Eine neue Gattung entstehe: der digitale Mensch. Bald könne man den echten Menschen nicht mehr von der Maschine unterscheiden. Aber Maschinen können nicht lachen und „unseren Kindern müssen wir beibringen was Maschinen nicht können: Solidarität, Empathie, Müßiggang und Kreativität“. Die Reise gehe in eine total technisierte Welt. Schon im Weißen Haus sitze ein „Zwei-Bit-Prozessor“ mit Fifi auf dem Kopf. „Der Typ ist lustig, weil er dumm ist“, aber Fatih hofft, dass der Nuklearcode mehr als 140 Zeichen habe. Witze über die SPD wolle er nicht machen: „Das ist ja wie Kinder schubsen.“ Nachwuchsprobleme in der CDU führt er auf die „Würgeschlange“ Angela Merkel zurück, die sich jedem Affen „unmerklich“ um den Hals lege, bevor sie zudrückt. Und die AfD sei wie „alter deutsch-akademischer Stuhlgang: tiefbraun und fest“. Dazu passte dann auch sein Hinweis: Wenn ein Deutscher blond und blauäugig sein müsse, wie solle man Markus Söder erklären, dass er aussehe wie ein ukrainischer Frauenhändler.

Fatih Çevikkollu ist mehr als nur Comedian. Er ist die positive Schnittmenge zweier Länder und Kulturen. Er macht Kabarett zum Fühlen und Mitnehmen. Diesen Mann muss man einfach live erleben. Und ja, er war wirklich ein krönender Abschluss für die „Spaß-Abende-Woche“. Kulturkreis-Geschäftsführer Hans-Joachim Klein freute sich über sieben Tage ausverkauftes Haus sowie viele neue Gesichter und kündigte an, dass es im nächsten November wieder eine Woche Kabarett im Burghaus geben wird. Und da sollte man sich wieder schnellstens Karten sichern.

Vera Marzinski

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