Über Ungarn, Argentinien oder auch Frankreich führte die musikalische Reise mit dem „Bremer Klarinettenquartett“ am Freitagabend im Burghaus Bielstein. Ein sehr facettenreiches und beeindruckendes Konzert wurde dem Publikum geboten. Wer aber harmonische, klassische Stücke erwartet hatte, der musste sich bei einigen Stücken auf Besonders einlassen, denn da wurde schnell klar: das „Bremer Klarinettenquartett“ ist sehr experimentierfreudig.
Bremer Klarinettenquartett – Foto: Vera Marzinski
Die „Hommage to Pan“ von Jenö von Takacs wirkte etwas befremdlich, aber außergewöhnlich. Die zwiegespaltene Figur des Pan – ein Mischwesen aus Menschenoberkörper und dem Unterkörper eines Ziegenbockes- kam auch in der Musik zum Ausdruck. Zudem: viel Spielfreude und eine geniales Zusammenspiel des Ensembles – nicht nur bei diesem Stück. Wie schon vor vier Jahren im Forum der Sparkasse in Wiehl, sind sie ein Garant für außergewöhnliche Konzertereignisse.
Sie spielen die von Ferenc Farkas adaptierten altungarischen Tänze ebenso ausgezeichnet wie die von Christian Dawid komponierte Suite „Klezmeriana“. Seit fast 25 Jahren ist das „Bremer Klarinettenquartett“ auf den Bühnen in Europa und den USA unterwegs – in der aktuellen Besetzung seit 1993. Martin Kratzsch, der auch das Programm moderiert, ist Gründungsmitglied und spielt auf Bassetthorn und B-Klarinette. Barbara Rößler ist die einzige Frau im Quartett, ebenfalls von Anfang an dabei, und spielt Es- und B-Klarinette. Aus North Carolina/USA stammt Allan Ware. Der Es- und B-Klarinettist ist Dozent am städtischen Konservatorium in Osnabrück. Spezialist für jiddische Musik ist Christian Dawid. Er spielt überwiegend die Bassklarinette und schuf viele Arrangements und eigene Kompositionen für das „Bremer Klarinettenquartett“.
So auch die sehr beeindruckende Suite „Klezmeriana“. Die Konzeption zu „Magia Del Tango“ – nach Kompositionen von Astor Piazzolla, Roberto Pansera und Anselmo Aleta – stammt ebenfalls von ihm. Die Tangostücke sind sehr gefühlvoll und melancholisch – ein Genuss für die Ohren. Ein besonderes Highlight im Konzert war zudem „Das Vierklaklavier“ vom Schweitzer Franz Tischhauser. Grundlage für die drei Musikstücke „Eulenviertanz“, „Galgenschlenkerer“ und „Gelächtertrab“ sind die „Galgenlieder“ von Christian Morgenstern. Daraus rezitierten die vier Musiker während des Vortrags von „Vierklaklavier“. Und dann tauchte auch noch unvermittelt ein „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ in einer Musikphrase auf.
Teils wild und heiter sowie schwermütig und melancholisch kamen die dörflichen Szenen aus Ungarn von Ferenc Farkas in der musikalischen Reise vor. Freud und Leid lag hier schon in der Betitelung der einzelnen Stücke nah beieinander, denn da folgte auf die Trauerglocken das Hochzeitslied oder das Lied des Flüchtlings auf das Spiel. Ein wahrhaftiges „Klarinetten-Battle“ boten die vier grandiosen Klarinettisten dem Publikum in der Zugabe. Das Stück „Bat-Bite“ aus Bulgarien zeigte nochmal die stilistische Vielfalt und konsequente Dramaturgie des Ensembles.
Vera Marzinski