Die Werkstätten der BWO mussten wegen der Corono-Krise schließen, aber nicht alle Werkstatt-Beschäftigten bleiben zu Hause: In „ausgelagerten Arbeitsplätzen“ gehen sie weiter ihrer Beschäftigung nach und leisten so einen wichtigen Beitrag in systemkritischen Berufen – freiwillig und mit vollem Einsatz.
Zuhause bleiben ist das Beste, was man tun kann, um die Verbreitung des Corona-Virus zu stoppen. Diese Devise gilt für den Großteil der Bevölkerung und unter diesem Leitsatz stand auch der Erlass, mit dem das Land NRW am 18. März Werkstätten für Menschen mit Behinderung vorübergehend schloss. Doch genauso wenig, wie die Devise für alle Berufsgruppen gilt, gilt sie auch für alle Menschen mit Beeinträchtigungen, die in Werkstätten arbeiten. Denn genau wie ihre Kollegen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt leisten sie wertvolle Arbeit in sogenannten systemkritischen Berufen. Dies ermöglichen Betriebsintegrierte Arbeitsplätze (BiAP), die Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarkts für Werkstattbeschäftigte einrichten. Die Menschen mit Behinderung werden weiterhin durch die Werkstatt entlohnt und versichert, ihr Arbeitsplatz befindet sich aber im Unternehmen.
Als Werkstätten geschlossen wurden, stellte die BWO Behinderten Werkstätten Oberberg GmbH ihren BiAP-Beschäftigten frei, ob sie weiterhin arbeiten oder zuhause bleiben. Für Michel Hoffmann war das keine Option: „Ich bin stolz, für unsere alten Menschen da sein zu können, und gehe gerne zur Arbeit“; sagt der 38-Jährige, der 2006 in der BWO anfing und 2015 einen Außenarbeitsplatz im AWO Seniorenzentrum Am Königsbornpark Waldbröl bekam. Hier kümmert er sich um Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Er reicht Essen an, unternimmt Spaziergänge, liest vor oder bietet Gemeinschaftsaktivitäten wie Quizspiele an. „Für diesen Job braucht es Empathie und ein ruhiges Wesen. Das hat man, oder eben nicht. Herr Hoffmann hat es“, lobt Barbara Koll-Weber, Leiterin des Sozialen Dienstes des Seniorenzentrums, ihren mittlerweile langjährigen Mitarbeiter.
Dass Michel Hoffmann trotz Freistellung weiter zur Arbeit kommt, hat man im Seniorenzentrum mit großer Erleichterung aufgenommen. Schließlich ist in einer Zeit, in der die Bewohner nur noch einzeln betreut werden dürfen, jede helfende Hand wertvoll. „Um das Ansteckungsrisiko zu verringern, führe ich keine Gruppenangebote mehr durch. Und ich achte darauf, dass die Bewohner nicht zu dicht zusammensitzen“, erklärt Michel Hoffmann seinen Arbeitsalltag in Zeiten von Corona. Auch privat leistet er seinen Beitrag, um die Verbreitung des Virus zu reduzieren. „Ich gehe zur Arbeit und ansonsten bleibe ich zu Hause.“ Die Zeit vertreibt er sich mit Hausarbeit. „Da macht Arbeiten mehr Spaß“, lacht er.
Auch Tanja Odenthal und Maik Eichert mussten nicht lange überlegen, als ihnen angeboten wurde, zu Hause zu bleiben. „Wir arbeiten“, stand für das Paar sofort fest. Beide wechselten nach einem Praktikum von der BWO ins Evangelische Altenheim Bergneustadt. Tanja Odenthal kümmert sich seit 2014 als Assistentin in der Alltagbegleitung um das Wohlergehen der Senioren, Maik Eichert unterstützt seit 2016 den Hausdienst. Für ihre „Traumjobs“ sind beide sogar umgezogen. Dass sie die Bewohner und ihre Kollegen auch in Zeiten von Corona nicht im Stich lassen, war da für beide selbstverständlich. Tanja Odenthal engagiert sich weiter in der Betreuung sowie bei der Vorbereitung und Durchführung der Mahlzeiten und Maik Eichert packt weiter mit an, wenn Renovierungsarbeiten anstehen, Getränke ausgeteilt werden oder die Außenanlage in Schuss gehalten werden muss.
Gar nicht selbstverständlich finden dieses Engagement Diana Neu, Leiterin des Sozialen Dienstes des Altenheims, und Hauswirtschaftsleitung Karin Bernhardt. „Auch wir dürfen unsere Bewohner nur noch einzeln betreuen. Dabei ist Frau Odenthal eine wertvolle Unterstützung“, so Diana Neu. Gerade jetzt, wo keine Besucher empfangen werden dürfen und alle gruppenübergreifenden Angebote ausfallen, ist es für die Bewohner wichtig, jemanden zum Reden zu haben. Tanja Odenthal ist in dieser Zeit gerne für die Menschen da, hört ihnen zu und hilft, die Stimmung hochzuhalten. Das tut auch Maik Eichert: „Diese Zeiten sind für Mitarbeiter und Bewohner eine Herausforderung. Wenn man dann jemanden im Team hat, der so fröhlich und liebenswert ist, wie Maik, ist das für alle ungemein wohltuend“, lobt Karin Bernhardt ihren Mitarbeiter. „Hier mit den Menschen sprechen zu können, macht ja auch mehr Spaß, als nur zu Hause zu sitzen“, erwidert Maik Eichert darauf lachend. Ihm und seiner Partnerin merkt man genau wie Michel Hoffmann an, dass sie lieben, was sie tun. Und daran ändert auch ein Virus nichts.