Einen erfrischenden Musikstil, der sich zwischen Folk, Punk und rheinischer Lebensfreude bewegt, brachten „Halvlang“ auf die Burghausbühne. Zwar war das Burghaus bei der Kulturkreis Wiehl Veranstaltung leider nur überschaubar besucht, aber das Publikum empfing die Band mit tosendem Applaus. Da die Musiker die Interaktion mit ihrem Publikum lieben und bei jedem Konzert Vollgas geben, blieb die Stimmung konstant so wie beim Empfang im Saal.

Sie wollten sowas wie die Pogues, die Volksmusik und Punk zu einem eigenen Stil vereinten, op Kölsch machen. Und von Irish zu Rheinisch war es dann nicht mehr weit. “Halvlang, das sind Sänger und Mandolinenspieler Gero Kuntermann, Florian Gatz an der Gitarre, am Akkordeon Tanja Krämer (in Vertretung für Simon Bay), Bassist Maximilian Kappe, Drummer Florens Neuheuser – und sie machen „Rheinischfolk“. Das laut und auf Kölsch. Die rheinische Art, alles mit einem Augenzwinkern zu betrachten, mischt sich bei „Halvlang“ mit sozialkritischer Haltung und klarer Kante. Sie haben sich in der Coronazeit gefunden, verrät Kuntermann. Und sie seien so ein bisschen neben den anderen – also nicht nur mit Liedern über die schöne Stadt Köln. „Wat mähs do?“ wollten sie wissen. Im Lied mit diesem Titel singen sie über eine Rakete, in der sie ähnlich wie Noah „von jeder Aat sechs Pärche“ mitnehmen würden. Doch dann der Anruf „Se bruche Lück, die Hoffnung han. Positiv noh vürre jonn“ – und da stellt sich dann die Frage, was macht man da. Hintergründig und mit viel guter Laune sind ihre Lieder. Gute Laune und Stimmung ist vorprogrammiert bei diesen Musikern. Kein Wunder, dass sie beim „Kölsche Musik Bänd Kontest“ den „Loss mer singe“-Förderpreis gewonnen haben. Bei ihnen heißt es „Ich jonn hück Naach noch üvver‘n Jordan“ und in einem anderen Stück „Jevv niemols op“. In mitreißender Karnevalsmanier mit viel „Oh oh oh“ und „hey hey hey…“ das „Dat Johr fingk doch jrad eets an“.

Die Lieder konnten sich die Burghausgäste mit der in diesem Jahr aufgenommenen CD mit nach Hause nehmen und in den klasse gemachten Programmheften zudem beim Konzert die Lieder mitlesen. Dazu gab es noch viel Input zwischen den Musikstücken. So erzählte Gero Kuntermann, dass er aus Hürth komme. Da gab es schon, als es noch ein Kaff war, ein Hallenbad – das stehe schon ewig leer, weil ein Investor es vor 20 Jahren für einen Euro gekauft habe. Dies wurmte ihn so, dass er das Lied „3-Meter-Brett“ geschrieben hat. Das „Horst“- Lied war wohl eigentlich als Punkstück gedacht, aber fürs Publikum boten sie sogar eine Version im Genre Chanson. Dabei sangen die Burghausgäste dann auch gerne das „Horst“ mit – ebenso lautstark wie anschließend das „Bella ciao“. Und geschunkelt wurde auch – zu „Hausverbot in der Claudiustherme“. „Systemrelevant“ ist eine Hommage an die Menschen in Berufen wie Erzieher, Pflegende, Musiker, Schauspiller und Aaldefläjer. Sogar ein eigenes englisches Lied gibt es bei „Halvlang“ – „Float“. Ein ruhiges Stück, von dem sie hoffen, es irgendwann nicht mehr spielen zu müssen ist „Make love not war“. Da heißt es „Un wenn morje fröh he die Welt ungerjeiht – lauf ich fott oder blieve ich do?“. Es gibt dazu auch einen YouTube Film mit der ukrainischen Sand-Artistin Natalia Moro. Zum Schluss sprachen sie noch eine Einladung aus: bei „Euer Song für Kölle“ sind sie mit ihrem kritischen Lied „Stadt im Engk“ dabei – am 29.10. ist das Finale im „Gloria“.
Vera Marzinski
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Fotos: Vera Marzinski