Der alte Dorfbrunnen von Damte läuft immer noch

Hunderte von Jahren hat er die Menschen mit Wasser versorgt – der alte Brunnen im Ortskern von Damte. In den achtziger Jahren des letzten Jahrhundert wurde er nicht mehr gebraucht und sollte zugeschüttet werden. Dem engagierten Einsatz von Ernst Birkholz ist es zu danken, daß dann 1987 schlußendlich der Brunnen als Baudenkmal anerkannt und restauriert wurde.


V.l.: Thomas Knura, Manfred Schneider, Dorothea Birkholz, Ernst Birkholz, Ingo Stockhausen und Wilfried Bast – Foto: Christian Melzer

Vor einigen Tagen hatte Ernst Birkholz eingeladen, um an den Erhalt des Brunnens zu erinnern. Stellvertretender Bürgermeister Wilfried Bast rief nochmals in Erinnerung wie wichtig es ist, Zeugnisse der Vergangenheit zu erhalten, um den den folgenden Generationen einen Einblick in die Lebensverhältnisse der Vorfahren zu ermöglichen.

Auch der Chef der Volksbank, die vor 25 Jahren die Restaurierung des Brunnens finanziell unterstützt hatte, gratulierte Ernst Birkholz für sein damaliges Engagement aber auch für seinen bis heute anhaltenden Einsatz mit dem er in seinem Kuhstallmuseum Zeugnisse der Vergangenheit vor dem Vergessen bewahrt. Für den so Geehrten ist selbstverständlich, „daß jeder nach den Wurzeln fragen sollte, die ihn tragen.“ Und was den Brunnen angeht, ist er überzeugt, „daß dessen Wasser auch heilende Kraft besitzt.“

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Friedrich Schorlemmers Maxime „Klar sehen und doch hoffen“

„Wenn sie überlegen, eine Biographie zu schreiben – lassen sie es!“, riet der 68jährige dem Publikum am Dienstagabend während der Autorenlesung im Burghaus Bielstein. Beim Schreiben werde viel aufgewühlt, aber ihm sei auch oft klar geworden, dass er reichlich bewahrt wurde in seinem Leben.


Friedrich Schorlemmer – Foto: Christian Melzer

Friedrich Schorlemmers Name ist eng verbunden mit der legendären Aktion der unabhängigen Friedensbewegung „Schwerter zu Pflugscharen!“. Es sollte damals nicht provoziert sondern ermutigt werden, betonte er. Das bekannte Lied aus dieser Zeit: „Ein jeder braucht sein Brot sein‘ Wein, und Frieden ohne Furcht soll sein.“ erhielten die Gäste im Burghaus als kleine Gesangseinlage von Schorlemmer. Dazu ein kurzer Einspieler über Beamer zu den Aktionen der Bürgerbewegung. Ebenso ein Interview mit ihm vom 25.September 1983 in dem er sich positiv zu einem Leben in der DDR äußerte und er sich offenen Dialog wünschte. Die sechs Jahre danach waren unglaublich lang und im Herbst 1989 war er dann Mitbegründer der Bewegung „Demokratischer Aufbruch“.

Wichtig ist ihm: „Wir verstehen Menschen nur, wenn wir die Zeitumstände mit in den Blick nehmen.“ So gab ihm sein Vater ihm „Im Westen nichts Neues“ in jungen Jahren als Literatur an die Hand – der Mann, der 1934 noch einer schlagenden Verbindung angehörte und Schorlemmers Großmutter von einer wunderbaren Rede Göbbels schrieb. Der 1944 in Wittenberge an der Elbe geborene Pfarrerssohn Friedrich Schorlemmer geht in seiner Biographie auf seine Wurzeln ein und zeigt, wie man sich im Wandel treu bleiben kann. Er erzählt von Freiheit mitten in der Enge. Auszüge davon gab er auch in der Autorenlesesung preis und das mit solch einem Enthusiasmus, dass er seine Zuhörer wie gebannt seine Ausführungen verfolgten.

Sehr bildlich – mit Händen und Füßen – erzählt er vieles aus seinem Leben. Richtig böse wird er, wenn man ihn vorstellt als ehemaligen Bürgerrechtler – er „ist“ Bürgerrechtler, mit Leib und Seele, betont Schorlemmer. Er müsse darüber reden was war und auch offen dagegen angehen, was jetzt passiere. Immer wieder baute er kleine Gags ein. So erinnerte er sich an einen Leichnam – und der heiße Deutsche Demographische Republik. Wichtig bei seinem Erinnern ist: „40 Jahre waren wir getrennt, dabei war die DDR kein Zufallsprodukt. Und das Zusammenwachsen dauert so lange wie die Trennung.“ Zur Zeit der DDR waren ihm Westbesucher irgendwann nicht mehr erlaubt – aber er ist ein Lückensucher. Da fuhren die Freunde aus Köln eben offiziell zu Nachbarn von Schorlemmers. Mit einem verschmitzten Lächeln fügt er zu den Schwierigkeiten dieser Zeit hinzu: „Es war schlimm, aber manchmal war es nicht so schlimm.“

Sein Hauptanliegen ist es, dass man sich die Freiheit nur nehmen und nicht geben lassen könne. „Klar sehen und doch hoffen“ ist seine Lebens-Maxime. Und er ist der Meinung, dass wir Utopien und Realismus brauchen. In seinem Buch versucht Schorlemmer deutlich zu machen, dass es um Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung geht. Und so ist sein Fazit: „Viel Schwieriges wurde überwunden – warum sollte das nicht weiter gelingen. Der Bürgerrechtler und Visionär gehört zu jenen engagierten Theologen, die weit über die Kirche hinaus wirken und machte am Dienstagabend Lust auf sein Buch „Klar sehen und doch hoffen“.

Vera Marzinski

1. Bielsteiner Herbstmarkt trotz Wetterkapriolen ein Erfolg

Initiiert und organisiert vom Gewerbering Bielstein fand am Samstag, 29.09.2012 der 1. Bielsteiner Herbstmarkt im Ortskern von Bielstein statt. Ab dem frühen Morgen waren die Bielsteiner Straße und die Bechstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt und rund 50 Aussteller, bestehend aus den ortsansässigen Geschäftsleuten und regionalen Händlern und Kunsthandwerkern, bauten ihre Stände auf.

Das Spektrum der angebotenen Waren und Dienstleistungen reichte von A (Autos) über K (kulinarische Köstlichkeiten) bis Z (Zauberer für Kinder). Neben dem Zauberer gab es für die kleinen Besucher weitere Attraktionen. So erfreute sich das Pony reiten besonderer Beliebtheit.

Einziger Wermutstropfen war am späten Nachmittag der kurze Sturm mit einem anschließenden heftigen Regenschauer, bei der leider einige Außenstände in Mitleidenschaft gezogen wurden. Nichtsdestotrotz ließen sich die meisten Aussteller und die Besucher nicht vom Wetter abschrecken. Alles im Allem also ein gelungener Auftakt zu einem herbstlichen Event, das der Gewerbering Bielstein auf jeden Fall im nächsten Jahr wiederholen möchte.

Im Burghaus Bielstein drehte sich fast alles um „Kölsch“

Ein perfekter Harmoniegesang mit A-Capella-Entertainment der „Wanderer“ und Anekdoten von Brauhausführer Michael Dirkmann unter dem Motto „Köbes, Kölsch und Klüngel“ begeisterte das Publikum am Donnerstagabend im Burghaus Bielstein.


Michael Dirkmann – Fotos: Christian Melzer

„Sie hätten auch nach Köln kommen können, aber jetzt bin ich dann mal hier!“, begrüßte Dirkmann die Gäste. Und dann wusste das Publikum ganz flott, woher überhaupt der Ausdruck Köbes stammt, weshalb ein Köbes einen Kranz und kein Tablett benutzt oder wie die Mönche zum Brauen gekommen sind. Kölsch hat übrigens eine geographische Herkunft und Kölsch darf nur in den Reagenzglas-ähnlichen Gläsern, den sogenannten Kölschstangen, ausgeschenkt werden.

Michael Dirkmanns fundiertes Fachwissen über Kölner Bräuche und die charmante, überaus witzige Art der Präsentation sind einmalig. Ihm fehlt es als ausgebildetem Schauspieler nicht an Show-Talent. So macht er aus ihrem Rundgang durch die Kölner Altstadt etwas, das weniger einer Stadtführung ähnelt, sondern mehr einer Comedy-Show. Und genau das brachte er auch im Burghaus brillant auf die Bühne. Die Kölner Altstadt & Brauhaus-Wanderung leiten Michael Dirkmann oder Ralph Hoormann, die dabei ein unterhaltsames Eintauchen in die Seele der Kölner Altstadt bieten. Seit mehr als 15 Jahren zünden sie ein humoristisches Feuerwerk rund um „Köbes, Kölsch und Klüngel“.

Die Brauhäuser haben emense Umsatzeinbußen seit das Personal nicht mehr mittrinkt – auch das wusste der Brauhausführer in Bielstein zu erzählen. Und ebenso, dass bei der Planung der U-Bahn die Philharmonie nicht bedacht wurde. „Die steht da ja auch noch nicht so lange“ bemerkte Dirkmann süffisant. „Schäl Sick“ erklärte er ebenso wie den Ausdruck „Klüngel“ – die Erledigung privater Interessen auf dem Amtsweg.

Viel zu lachen gab es im ersten Teil. Und dann kam von den vier gutaussehenden mitteljungen Herren „Ich bin e Kölsche Wanderer“. Auch hier wieder viel Entertainment. Sie sind nämlich weltberühmt – in Köln. Sie singen auf Kölsch, Englisch, Deutsch und manchmal auf Kauderwelsch. Und – sie sind in Köln längst Kult, verzaubern aber auch Nicht-Rheinländer mit ihrem Genre sprengenden Programm, dem perfekten Harmoniegesang und einer unglaublich lebhaften Performance.


Die „Wanderer“

Die „Wanderer“, das sind Eddie Leo Schruff, Gewinner der ZDF- Show „Die Deutsche Stimme 2003“, Ex-Basta-Sänger Sascha Breuer-Rölke, der charmant-lustige Bass Kai Zupancic und der aus Gummersbach stammende Stevie Gable. Die vier geborenen Entertainer führten charmant und humorvoll durchs Programm und brachten den Saal im Burghaus schnell zum Kochen. Mühelos sangen sie sich in die Herzen der Zuschauer.

„Volare“ oder „Caravan“ kam gleich gut an beim Publikum und es ließ sich auch bei „Ramalama-Ding-Dong“ zum Mitsingen animieren. Kai Zupancics verriet bei den gesanglichen Aktivitäten der Gäste zu „Muss I denn“: sein Herz jubiliere dabei! Nicht nur durch die Mithilfe des Publikums wurde die Version dieses Volksliedes etwas ganz besonders. Selbst einen „Grand Prix“-Medley kam auf die Bühne. Von „Hold me now“. über “ Dschingis Khan“, „Waterloo“ bis zu dem „Hard Rock Halleluja“ von der finnischen Band Lordi.

Mehrstimmigen Gesang kennen die meisten schon, aber die harmonisch, witzig und gesanglich brillanten Vocal-Sänger von „Wanderer“ sind schon eine ganz herausragende Liga in dieser Kategorie. Und am Schluss die gesangliche Frage „Wer gibt ein Kölsch aus?“. Ihr Stimmungslied dazu – „An der Bar“ – lief im Frühjahr täglich im Radio (WDR4) und wurde dort zum dritt beliebtesten Lied gewählt und passte hier perfekt. Und so schloss sich der Kreis zu Dirkmanns „Köbes, Kölsch und Klüngel“ mit dem Kölsch an der Bar.

Vera Marzinski

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Spannende, skurrile Lesung mit Max Tidorf und Tim Binding

„Ship Ahoy“ hieß es am Dienstagabend im Burghaus Bielstein. „Ship Ahoy“ ist Teil drei der Trilogie um Al Greenwood. Bereits zum zweiten Mal kam der Autor Tim Binding mit Max Tidorf und Margarete von Schwarzkopf zur Lesung nach Bielstein. Vor eineinhalb Jahren begeisterte „Fischnapping“ das Publikum in den alten Gemäuern – und auch Binding konnte sich noch gut an diese Veranstaltung erinnern.


Max Tidorf und Tim Binding – Foto: Christian Melzer

Aber was ist nun mit Al Greenwood passiert? Am Ende des letzten Buches stand er auf der Klippe und die Polizeisirene heulte. Mittlerweile lebt Al mit Emily Prosser, seiner ehemaligen Kunstlehrerin aus Knastzeiten, zusammen. Als glückliches Pärchen geben die beiden Kunstunterricht auf einem Kreuzfahrtschiff namens „Lady Di“. Leider währt die Idylle nicht lang. Max Tidorf versetzte die Zuhörer im Burghaus mit seiner rauchigen Stimme in die Szenen des Romans. Tidorf ist Jahrgang 1960, lebt mit seiner Familie in München und wurde durch zahlreiche Film- und Theaterauftritte bekannt. Dabei spielt er des Öfteren einen Fiesling – und auch Al Greenwood ist nicht unbedingt ein netter Mensch. Sollten Tim Bindings Al Greenwood-Romane verfilmt werden, wäre Max Tidorf die perfekte Besetzung. Er betörte während der Lesung mit seiner Stimme und auch seine Mimik war hervorragend. Bei den fiesen Spitzen im Text hatte er immer den passenden Gesichtsausdruck. Selbst Mrs. Duran-Deacon – eine Romanfigur – bringt er perfekt rüber. So in der Szene, als ihr eine Gräte während der Kreuzfahrt im Hals stecken bleibt.

Natürlich hat Tim Binding wieder so manche bekannte Personen und Dinge aus den beiden Vorgänger-Romanen eingebaut. Und dann gibt es noch die Kettensäge, die wie ein Knallfrosch hüpft und mit ihrem furchterregenden Gebiss Liegestühle wie Streichhölzer zersägt. Al Greenwood, der Bildhauer der sieben Meere, fertigt auf dem Kreuzfahrtschiff „Lady Di“ Figuren aus Holz mit einer Kettensäge. Mrs. Duran-Deacon hätte am liebsten einen „Weißen Hai“, der ihren Ehemann Gerald zwischen den Zähnen hält. Alles etwas bizarr. Es wird noch heftiger: diese ältere Dame, die einen Sturz über die Reling überlebt, fordert Al auf, ihren Ehemann zu ermorden. Und wäre das nicht schon genug: Audrey taucht auch wieder auf – die Ex-Frau von Al ist aus dem Gefängnis ausgebrochen.

Margarete von Schwarzkopf ist bei dieser Lesung in Bielstein wiederum ein Garant für gute Moderation und so erfährt das Publikum einiges über Buch und Autor. Sie selbst liebt an diesem Al Greenwood, dass seine Geschichten so großartig an der Realität vorbei schrabben. Doch nach der Trilogie um diese Romanfigur soll es in der nächsten Veröffentlichung von Tim Binding um Alice „Schnüffelnase“ Blackstock gehen. Die neugierige Nachbarin von Al ist bisher eine Randfigur gewesen und hat charakterlich und vielleicht auch optisch ein wenig von Miss Marple. Den Bielsteiner Gästen erzählte Binding, dass er gerade mit den ersten Seiten zum neuen Roman angefangen habe. Vielleicht verrät er in dem Buch noch einige Rezepte, denn in „Ship Ahoy“ kommen die „Cornish Pasty“ vor, eine kulinarische Spezialität aus Cornwall, die eigentlich nur dort gebacken werden dürfen, so Binding. Und keinesfalls mit Möhren – darauf bestand Tim Binding und natürlich auch seine Romanhauptfigur Al, der diese Teigtaschen im Roman bei einem Bäcker leider nicht so erhält, wie er sie mag.

Ziemlich vergnüglich ist die Geschichte um Al Greenwood – teilweise ein wenig grotesk. Aber nicht nur die Stimme von Max Tidorf fesselte die Zuhörer im Burghaus am Dienstagabend. Tim Binding schreibt einfach spannend und sehr unterhaltend. In seinen Büchern wimmelt es nur so von skurrilen Obsessionen.

Vera Marzinski

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