eXtracello – das etwas andere Streichquartett

Den Abend mit „Klassik im Burghaus“ eröffneten eXtracello mit einem Klassiker: das Präludium aus der Suite in G-Dur von Johann Sebastian Bach.


Foto: Vera Marzinski

Aber sie machten schon mit diesem Stück ihrem Namen alle Ehre, denn gespielt wurde es mit vier Celli in zwei verschiedenen Arrangements. Eins von eXtracello-Musikerin Melissa Coleman und die zweite Variante von österreichischen Jazzsänger und -geiger Michael Radanovics. Bach sei für die vier Damen etwas Besonderes, verriet Edda Breit, die durch das Programm führte. Für „I saw my lady weep“ sollten die Gäste gleich mal Taschentücher bereithalten. Dass der Komponist John Dowland (1563-1626) aber auch anderes als melancholisch Stücke komponierte, demonstrierten sie mit „Fine knacks for a lady“ – ein extrovertiertes Lied mit vielen Wiederholungen über „feine Unterwäsche“.

Sie spielen Bach, Piazolla – in brillanter Weise das „Libertango“ -, eigene Kompositionen, „Just like a woman“ von Bob Dylan und sogar „I cant‘ get no satisfaction“ von Mick Jagger und Keith Richards. Mit dieser Bandbreite an Musikalität sind Edda Breit, Gudula Urban, Melissa Coleman und Margarete Deppe so ziemlich einzigartig. Die Musikerinnen aus Wien, sind ein exklusives Exemplar der Genres Celloquartett. Sie erarbeiten sich das Repertoire aus allen Epochen der Musikgeschichte, wobei sie vorzugsweise allerdings das Originalrepertoire mit Auftragskompositionen erweitern. Und sie zeichnen sich aus durch ihre Experimentierfreudigkeit und Mut bei ihren Improvisationen und Interpretationen. Eine Liebeserklärung an ihren Mann hatte Melissa Coleman komponiert mit „Azul Celeste“. Gudula Urban zeigte mit „Let’s have a talk“ und „Blues by Gu“ ihre kompositorischen Fähigkeiten und bestach mit ihren gesanglichen Parts. So bei „Yea banks and breas“ des schottischen Poeten Robert Burns oder „Sunny“ von Robby Hebb. Gefühlvoll mit besonderem Timbre gab sie dem Konzert noch eine besondere Note.

Seit der Gründung 2004 spielen die vier Musikerinnen aus Wien zusammen. Begeistert vom orchestralen „sound“ der Besetzung und den vielfältigen klanglichen Möglichkeiten des Instrumentes, beschlossen die vier Musikerinnen das gelegentliche Zusammenspiel zu intensivieren und gründeten „eXtracello“. Das Ensemble konzertiert überwiegend in Deutschland und Österreich und war Gast bei renommierten Festivals wie den „Salzburger Festspielen“ oder dem „Diabelli Sommer Mattsee“. 2011 debütierte „eXtracello“ im ausverkauften großen Sendesaal des „Radio-Kulturhaus Wien“, 2012 ging es auf Tournee mit Österreichs größtem Konzertveranstalter, der „Jeunesse Musicale“. Sie bezeichnen sich als: extrem, exotisch, extravagant, excellent – eben „eXtracello“. Da passt dann natürlich auch als Zugabe ein „Crazy little thing called love“ mit einem anschließenden „kleinen Gruß aus Wien“, der wieder in die Klassik zurückführte. „eXtracello“ bestachen in Bielstein mit Leichtigkeit, Virtuosität und klanglicher Harmonie. Die Zuhörer erlebten ein frisches, quirliges Spiel und das alles in brillanter Weise und mit blitzsauberem Ton in extravaganter Performance.

Vera Marzinski

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Nur das Beste von Nessie Tausendschön

Begleitet vom Gitarristen und Komiker William Mackenzie brachte die Kabarettistin Nessie Tausendschön im Burghaus Bielstein „Das Beste“ der vergangenen zwanzig Jahre und ihrer neuen Songs auf die Bühne. Und da durfte neben der singenden Säge der Schutzengel auch nicht fehlten.


Foto: Vera Marzinski

Denn sie ist nicht einfach schön, sie ist „Tausendschön“. Nessi mit Vornamen. Und sie hat einen eigenen Schutzengel – der findet „Die Frau Tausendschön ist eine ganz merkwürdige Frau“. Menschen mit Macken hätten entsprechende Schutzengel und da könne auch der Tausendschön-Schutzengel nicht „normal“ sein – der hatte ein „kleines“ (!) Alkoholproblem und griff auf der Bühne mehrmals zur Flasche. Dabei zog der Rauschgoldengel so manchen durch den Kakao. So habe der Schutzengel von Wolfgang Schäuble Angst vor ihm. Der von Seehofer sei schwanger, schon zum zweiten Mal.

Auch Nessie Tausendschön geht mit allem und jedem gerne ins Gericht, manchmal auch mit der Politik, die sie gerne als „eine riesige Orgel mit den dazugehörigen Pfeifen“ bezeichnet. Als Kunstfigur Gabi Pawelka war sie im Emotionsseminar und meint, dass Bielsteiner Publikum könnte das teilweise auch gebrauchen. Gabi selbst, suchte einen Gatten und stellte sich dem männlichen Burghaus ausgiebig vor: Hobbies wie Makramee und Trockengestecke rauchen in der Frauengruppe. Dunkelhaarig sollte er sein oder zumindest wissen, welche Haarfarbe er mal hatte. Und ganz wichtig: „Deine Mutter sollte nicht mehr leben“. Ja, sie hat einen speziellen Humor. Witzig und teilweise sehr bissig. Als Sportreporterin Gesine Töpperlein-Hartmann berichtet sie – sehr zur Belustigung des Publikums – von der Europameisterschaft des Kunstvögelns in der Oswalt-Kolle-Arena, wo sie auf die „eingesprungene Gemächtwende“ hinweist und die „Latte ziemlich hoch liegt“.

Und da eins ihrer Programme „Die wunderbare Welt der Amnesie“ hieß, mit dem Nessi Tausendschön ihre Kompetenz im Vergessen und Verdrängen offenbarte, gehörte das natürlich auch ins „Beste-Programm“. Bei der Erklärung, wie die Amnesie-Maschine funktioniert, entwickelt sie Verschwörungstheorien. Dass Gerhard Schröder den Osten geflutet habe, um die Wahl zu gewinnen, war schon einigen bekannt. Karl-Theodor zu Guttenberg stecke hinter der Fukushima-Katastrophe, befand sie, damit seine Schummeleien bei der Doktorarbeit nicht mehr im Fokus stehen sollten, was ihm ja aber nichts brachte.

Mit ihrem Begleiter an diversen Gitarren – unter anderem der Slide-Gitarre – William McKanzie aus Kanada sang sie einfühlsame Songs. Und sie warnte das Publikum: „Wenn Sie wegdösen, mache ich Sexualgeräusche“, was sie gleich mal demonstrierte und mit einem „Sehen Sie, da habe ich sie wieder“ kommentierte und anschließend über den „Eisprung“ sang. Sie ist nicht nur bissig-witzig, sondern singt auch noch brillant. Die Kabarett-Chansonette mit den zu Haarhörnern aufgezopften Locken bescherte dem Bielsteiner Publikum einen besonderen Abend und zeigte zum guten Schluss noch ihren Ausdruckstanz „Das Löschblatt“ – einer von den vielen die sie kann und die kein anderer beherrscht, wie sie schon zu Beginn betonte.

Vera Marzinski

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Generationsübergreifende Comedy

„Was ist, Alter“, ein Thema nicht nur für Menschen jenseits der 60. Kabarettist, Regisseur und Fernsehstar Bill Mockridge ging in seinem neuen Solo-Programm darauf ein was das Alter ist und wie sich das anfühlt. Den Gästen im ausverkauftem Burghaus Bielstein bescherte damit einen amüsanten Abend.


Foto: Vera Marzinski

Bill Mockridge ist weit mehr, als jeden Sonntagabend der Erich Schiller in der „Lindenstraße“. Als Mitbegründer des Improvisationstheaters „Springmaus“ in Bonn steht er immer wieder im Ensemble oder auch solo auf der Bühne. Im Burghaus Bielstein stand er mit seinem aktuellen Programm „Was ist, Alter?“ auf der Bühne, wo er sich auf amüsante Art mit dem Älterwerden auseinandersetzte. War früher noch das Haltbarkeitslimit bei 40 Jahren, heute werden die Leute immer älter – bestes Beispiel Johannes Hesters. Pensionierte Beamte laufen mit zerrissenen Jeans und Baseball-Kappe rum und tragen ein Piercing neben dem Hörgerät. Die Durchschnittliche Lebenserwartung liege bei Anfang 80, wusste Bill Mockridge. Der nahm das Publikum nicht nur auf die Bühne mit in das Thema, sondern lotste es via Kamera in, den Kindergarten, wo er neue, erfrischende Erkenntnisse über Seniorenteller und Rentenbescheide erhielt. Erstaunliche Einsichten über Imtimpiercings und Muckibuden hatten die Bewohner im Altenheim. Mal wissenschaftlich, mal philosophisch umriss Mockridge das Thema Alter. Er wolle das Alter in ein neues modernes Licht rücken. „Ob wir viel oder wenig aus unserem Alter machen, liegt an uns“, so seine ehemalige Schauspielerkollegin Annemarie Wendl (Else Kling). Die stand mit 92 noch jeden Tag vor der Kamera, denn „Warum sollte ich mit 92 etwas anderes machen als mit 22“.

Wie sich Alter anfühlt erforschte er selbst im VW Forschungszentrum, wo er einen kiloschweren „Altersanzug“ anzog und dem Publikum in Bielstein von seinem wahnwitzigen Tag als Greis berichten konnte. Aber: „Alter spielt sich im Kopf ab und nicht auf der Geburtsurkunde“. Bill Mockridge bewies mit viel Witz und Humor, dass das biologische Alter durch unsere Einstellung zum Älterwerden positiv beeinflusst werden kann. Die Lust auf Leben brachte er insbesondere mit den fünf „L“ nahe. Laufen, laben, lieben, lachen und lernen sei wichtig. Das Alter mit Humor nehmen, so wie eine Altherren-Truppe bei der Kneipentour in der Kölner Innenstadt, die auf ihren T-Shirts „Schlaf mit mir heute Nacht – morgen habe ich die eh vergessen“ stehen hatte. Viele Lacher erzeugte Mockridge mit seiner „Lebens-Comedy“. Mockridge wurde 1947 in Toronto in Kanada geboren und lebt seit 1970 in Deutschland. Er ist mit der Schauspielerin Margie Kinsky verheiratet, mit der er sechs Söhne hat Seit 1988 ist er mit unterschiedlichen Soloprogrammen, wie zum Beispiel „Zwei Bier, please“ und „Leise rieselt der Kalk“ unterwegs. Außerdem ist er Gründer und Geschäftsführer des Bonner Improvisationstheaters „Springmaus“.

Vera Marzinski

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Vier Musiker auf unerhörter Mission

Mit ihrem Programm „Mission Impossible“ hat das „Acoustic Fun Orchestra“ eine unerhörte Mission. Sie treiben – wie sie selber sagen – musikalischen Schabernack. Da fließt in Britney Spears „Baby One More Time“ plötzlich ein Fragment aus dem James Bond „Golden Eye“ ein. Oder „Sweet Home Alabama“ wird mal stellenweise bayerisch.


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Große Klassiker der Rock&Pop-Geschichte werden kräftig durchgeschüttelt (nicht gerührt!), so dass verwegene Medleys entstehen. Die vier Musiker widmen sich frecher, musikalischer Verballhornung von großen Klassikern – haben aber auch eigene Stücke dabei. Sie drehen Led Zeppelin mit der gleichen Spielfreude durch den Mixer wie Queen. Sie haben die Lizenz zum Mixen – und sind damit europaweit erfolgreich!

Die drei Brüder Coco, Tilo und Lorenz Buchholz – der harte Kern der Band – sind seit 35 Jahren musikalisch unterwegs. Im Burghaus Bielstein begeisterten sie gemeinsam mit Bassist Roby Scheffert, der seit 2011 dabei ist, das Publikum. Coco Buchholz an Gitarre und Akkordeon studierte in Freiburg Gitarre und singt ebenso wie alle vier Acoustic Fun Orchestra Musiker. Am Schlagzeug spielt Tilo und Lorenz – der jüngste der drei Brüder – an der Gitarre übernahm die meisten Ansagen in Bielstein. Und so mischten sie munter, was eigentlich nicht zusammengehört – oder etwa doch? Bekannte Hits in unerhörten, witzigen Versionen. Teilweise mit viel Lautstärke, aber sie konnten auch leise. Die Mischung macht es so besonders. Grandios ihre a-capella Nummern, wie ihre Variante des ACDC-Hits „Hells Bells“. Und auch die Red Hot Chily Peppers kamen mit ins Programm – gleich mehrere Stücke in einem verpackt, wie das „Under The Bridge“.

1979 gründeten die vier Hagener Brüder Andres, Tilo, Coco und Lorenz ihre erste Band. Live-Erfahrungen sammelten sie unter dem Namen „AnTiCooL“ als Begleitband eines Kinder-Circus, aber schon bald wagten sie den Sprung auf die Bühnen von Clubs und Jugendzentren, allein oder als Support für Regio-Größen. Ab 1983 machten sie Straßenmusik-Touren. Acht Jahre später setzten sie alles auf eine Karte und produzierten als „The Brothers“ ihre erste CD. Sie treten mit ihren eigenen Songs auf oder als Coverband „Acoustic Fun Orchestra“. Mit viel Präzision und Spielfreude präsentieren sie ihre Stücke. Viele Popgrößen werden gewürdigt wie die großen Klassiker der Rockmusik bis hin zu einer ins deutsche übertragenen Version von „Hotel California“. Ein Lady Gaga „Poker Face“ mischt sich mit „Ma Baker“ von Boney M – nach einer „Dancing Queen“ folgt Queens „Bohemian Rhapsody“. Das „Acoustic Fun Orchestra“ reiht grundverschiedene Musikstücke aneinander, die entweder durch den gemeinsamen Rhythmus verbunden sind oder durch ihre Verschiedenheit Überraschungseffekte produzieren. In Bielstein boten sie damit eine mitreißende Show und gute Unterhaltung.

Vera Marzinski

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