Sonnenschein beim Bielsteiner Rosenmontagszug

Viele Rosenmontagszüge wurden dieses Jahr wegen einer Sturmwarnung abgesagt. Nicht so in Bielstein, hier stellte man sich dem Sturm entgegen und pünktlich um 14:11 Uhr startete der Rosenmontagszug.


Foto: Günther Melzer

Die Wagenbauer und Fußgruppen erhielten so die Möglichkeit, ihre mit viel Arbeit, Fleiß und Fantasie gefertigten Wagen und Kostüme dem begeisterten Publikum zu präsentieren. Wegen der Sturmwarnung waren diesmal weniger Besucher als sonst in Bielstein, der guten Laune tat das aber keinen Abbruch.

Der angekündigte Sturm entpuppte sich dann auch nur als laues Lüftchen und das jecke Treiben rund um den Rosenmontagszug konnte so auch dieses Jahr wieder wie gewohnt mit Kamelle satt, guter Laune und zum Schluss sogar mit Sonnenschein stattfinden.

Eine Bilderserie finden Sie hier…

Bunte 70er-Jahre Schlagerwelt

Schrill sahen sie aus, die sechs Musiker der „Barmherzigen Plateausohlen“. Bunte Anzüge in knallrot mit Herzchen drauf oder ganz in pink oder lila. Auch im Publikum fanden sich im Burghaus Bielstein Gäste, die sich im Stil der 70er-Jahre gekleidet hatten. Einen Tag vor Weiberfastnacht vermutete Kulturkreis-Geschäftsführer Hans-Joachim Klein, dass sie gleich durchfeiern wollten. In Stimmung kamen sie allemal bei den „Missionaren der Liebe“, wie sie sich selbst bezeichnen. Die fünf Saarländer und ein Belgier sind auf ihrer „Einmal um die ganze Welt“-Tour. Da geht es dann nach „Mendocino“ und über „Griechischen Wein“ bis zu „Jenseits von Eden“.


Foto:Vera Marzinski

In bunten Mönchskutten zogen die „Barmherzigen Plateausohlen“ ins Burghaus ein und rissen sich dann Dieselbigen vom Leib – um ihre Oldfashion-Anzüge zu präsentieren. Bei „Tiamo“ entledigte sich allerdings Sänger Mischael Plateau auch von Sakko und Hemd – was einige Damen zum Kreischen brachte. Mit ihren gecoverten Schlagern animierten sie das Publikum beständig zum Mitsingen. Da schallte dann ein „Himbeereis zum Frühstück“ oder „Mami blue“ durch den Dachstuhl des Burghauses. Bandleader Mischael Plateau infizierte sich als Neunjähriger beim Grandprix – als Nicole gewann – mit dem Schlagervirus. So kam auch ein Eurovison Song Contest-Bunte 70er-Jahre Schlagerwelt aus 1983 mit ins Programm. „Rücksicht“ sangen damals Hoffmann und Hoffmann, die den fünften Platz belegten. 1997 coverte Mary Roos diesen Bunte 70er-Jahre Schlagerwelt.

Die Schlager-Musiker nennen sich Don Schnulze, Lars Kristmas – der meist besungene Mann der Welt -, Rene Martin, Mr. Frank Fotter, Roman Ticker und Mischael Plateau und sind seit sechs Jahren gemeinsam unterwegs. „Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen“, „Tränen lügen nicht“ und Howard Carpendales „Hello again“ reihten sich durch den Abend, bei dem die Barmherzigen Plateausohlen – teilweise tatsächlich mit den hohen Schuhen, mit denen man sich selbst ein wenig größer macht – ihre Schlagertour zelebrierten.

Vera Marzinski

Eine Bilderserie finden Sie hier…

Therapiestunde im Burghaus mit Werner Brix

Nein, der Wiener Werner Brix therapierte nicht sein Publikum – er ließ sich therapieren. Bei ihm geht alles mit Tempo. Sozusagen mit Dauer-Vollgas. In „Mit Vollgas zum Burn-out“ gab der österreichische Schauspieler und Kabarettist den Workaholic und rechnete dabei auf bitterböse Weise mit der modernen Leistungsgesellschaft ab.


Foto: Vera Marzinski

Das begann schon damit, dass er keine Zeit für die Therapiestunde mit dem Bielsteiner Publikum hatte – musste er doch per Handy ein Computerproblem lösen. Dabei regt er sich immer mehr auf und bekommt einen sehr realistischen Schluckauf. Auslöser dafür: Seine Mutter dachte an ihn. Die wird dann auch mal direkt per Handy in ihre Schranken gewiesen. Das Handy gehört mit zum Leben des Workaholic und des Bühnenprogramms. Da erhält seine Tochter darüber ein dadaistisches Gute-Nacht-Gedicht und der Computerproblematiker bekommt Anweisungen, wie er sein nicht funktionierendes Gerät zerstören soll – mit sarkastischem Gesichtsausdruck und Lachen von Werner Brix.

Mit tiefschwarzem Humor, seinem österreichischen Dialekt in rasend schneller Sprechgeschwindigkeit fordert er sein Publikum. Da muss man sich schon sehr konzentrieren – aber es lohnt sich. Der Kabarettist Werner Brix wurde im Dezember 1964 in Wien geboren und wuchs in Klosterneuburg auf, wo er bis heute lebt. Neben seiner kabarettistischen Laufbahn tritt Brix als Theaterschauspieler auf, wirkt in Spielfilmen und Fernsehproduktionen mit und betreibt mit seiner Frau die Filmproduktion „Brix Productions“. Brix spielt in seinem Programm mit Gestik, Mimik und seinem nicht enden wollenden Redeschwall. So kann er auch bei der Therapie des Bielsteiner Publikums – „einfach mal fünf Minuten schweigen“ – eigentlich nur scheitern, denn er kann nicht still sein. So sei sein Gebrabbel beim Schweigen nur Fülltext. „Das ist nur Gehirnentleeren und kein Dialog!“, betont Brix vehement. Für eine Schweigetherapie hat er wohl irgendwie keine Zeit. Zeitlich getaktet ist bei ihm auch der Toilettengang. Nach der Pause erscheint er mit einem orangen Tuch, das er um die Hüfte gewickelt hat. Da stimmte das Timing mit dem Toilettengang diesmal wohl nicht. Auch Beschwerden wie Tinnitus oder Hautausschläge bringt er nicht mit seinem stressigen Lebenswandel in Verbindung.

Im zweiten Teil der Vorstellung wurde es ernster. Im Mittelpunkt stand ein Traum, in dem er – verloren gegangen in einer Drehtür eines riesigen Einkaufszentrums – ein Zwiegespräch mit Gott führt. Dass die Gier des Einzelnen zum Elend in der Welt beiträgt, will der Workaholic nicht wahrhaben. Überhaupt ist er doch ein guter Mensch, schließlich trennt er Müll in sechs Kategorien und benutzt Energiesparlampen, obwohl die Leute in dem Licht aussähen, „als ob sie Hepatitis B und C gleichzeitig hätten“. Am Ende entschließt er sich dazu, endlich mal einen Gang herunterzuschalten – vielleicht. Der Anruf seiner Mutter passt ihm jedenfalls gar nicht: „Ich arbeite gerade an der Entschleunigung, ich habe jetzt überhaupt keine Zeit.“

Der Kulturkreis Wiehl hatte an diesem Abend – wieder vor ausverkauftem Haus – einen grandiosen Kabarettisten nach Wiehl geholt. Die Karten mussten sich die Gäste frühzeitig sichern. So war auch nach Verkaufsstart für das Herbstprogramm 2016 der Comedy-Abend mit Susanne Pätzold – „Schöner scheitern“ – in eineinhalb Stunden ausverkauft. Deshalb gibt es eine zweite Veranstaltung am 28.10.2016 mit Sketchen, Stand-Ups und Improvisationen von und mit Susanne Pätzold – auch hier sollte man schnell zuschlagen.

Vera Marzinski

Eine Bilderserie finden Sie hier…

Klassik mit vier Hörnern im Burghaus

Schon seit 65 Jahren existiert das Leipziger Hornquartett und ist das älteste aktive Hornquartett der Welt. Die Gründungsmitglieder waren natürlich nicht mit in der Burg.


Foto: Vera Marzinski

Mittlerweile ist die dritte Generation aktiv. Und auch die vier Musiker haben den roten Faden des Quartetts aufgegriffen – das „Konzertstück für vier Hörner und großes Orchester“ op. 86 von Robert Schumann. Es war 1951 ausschlaggebend für die Gründung des Leipziger Hornquartetts. In der heutigen Besetzung mit Max Hilpert, Tino Bölk, Johannes Winkler und Michael Gühne wurde es bereits über dreißig Mal aufgeführt. Die Musiker verstehen sich aber auch als Wegbereiter zeitgenössischer Musik.

In Bielstein boten sie nicht ihren roten Faden (das Schumann-Konzert), aber ein hervorragendes, abwechslungsreiches Programm. Angefangen mit einem romantischen Hornquartett – das Larghetto Allegro vivace assai aus dem „Quartett Es-Dur op. 19 für vier Waldhörner“ von Wilhelm Albrecht Lütgen – bis zu swingendem Sound in der Zugabe. Hornist Max Hilpert fungierte als Moderator und gab einen Einblick in die Geschichte und das Repertoire des Leipziger Hornquartetts. Zudem erfuhren die Gäste etwas über Naturhörner und Ventilhörnern mit hörenswertem Beispiel. So Joseph Haydns „Divertimento für vier Hörner“.

Das Ensemble hat einen hohen Grad an Homogenität und Klangkultur, gepaart mit technischer Brillanz und großer musikalischer Vitalität. Und das nicht nur bei den klassischen Stücken wie den „Sechs Stücke für vier Hörner op. 35“ von Nicolai Tscherepnin – Schüler von Nikolai Rimski-Korsakow . Sie wagten auch einen Sprung über den großen Teich, da wo Texas der Inbegriff des Wilden Westens ist. Und genau von dort stammt der 1960 geborene Komponist Kerry Turner, der in dem „Quartett Nr. 2 Americana“ seine Heimat beschreibt. Da geht es in „The West“ um das Aufeinandertreffen der Nationen, in „The War“ um die amerikanischen Bürgerkriege mit Trommelklängen auf den Hörnern und schließlich entführt er mit „Hoe Down“ in die Saloon-Welt. Bei „Cinq Miniatures, op. 64“ von Jan Koetsier, der dies eigens dem Leipziger Hornquartett gewidmet hatte, wurde es tierisch. Kleine Humoresken mit Anspielungen auf die Tierwelt bieten die fünf Stücke – wie die Ameisenparade, den verliebten Kater oder die Entenballerina.

In den 65 Jahren schrieben einige Komponisten Stücke für speziell diese Hornquartett. Zudem gaben sie ungezählte Konzerte in Deutschland, aber auch in Österreich, Kuba und sogar in Japan. Zahlreiche Rundfunk- und Schallplatten- und CD-Aufnahmen spielten sie ein – einige davon konnten sich die Burghaus-Gäste mit nach Hause nehmen. Klassik im Burghaus präsentiert der Kulturkreis Wiehl wieder am Donnerstag, den 7. April 2016 mit der Pianistin Jarmina Gerl.

Vera Marzinski

Eine Bilderserie finden Sie hier…

Boogie-Woogie Zug durchs Burghaus

Wie per Schnellzug ging es im Burghaus Bielstein mit dem Jörg Hegemann Trio ins Boggie-Woogie-Land. Kein Wunder, dass erste Stück der drei Musiker hieß „Express To Boogie Land“.


Foto: Vera Marzinski

Damit hatten Bandleader und Pianist Jörg Hegemann, Schlagzeuger Jan Freund und Bassist Paul G. Ulrich gut Fahrt aufgenommen. Die Gäste wippten und klatschen sofort mit. Aber die drei Musiker können auch ruhig, wie sie gleich mit dem zweiten Stück, dem „How Long, How Long Blues“ von Leroy Carr bewiesen. Jörg Hegemann bot mit seinem Trio einen musikalischen Reigen von Boogie-Woogie und Blues und zudem noch ausführliche Geschichten rund um diese Stilrichtungen des Jazz.

1917 sei ein wichtiges Jahr gewesen, so Hegemann, denn die die ersten Jazzplatten kamen heraus und die USA beteiligte sich ab da am ersten Weltkrieg. Dadurch verteilten sich die Jazzmusiker aus New Orleans auch in andere Städte, wie Chicago, und brachten Swing Elemente mit in die Musik. Natürlich hatte das Jörg Hegemann Trio auch passende Musik zu seinen Aufführungen im Programm. Viel davon von Albert Ammons. Seine Boogie Version des alten Gassenhowers „Swanee River“ wurde zum Million Seller. Eine Menge Pianisten versuchen seither, Ammons zu imitieren. Diejenigen von Ihnen, die sich wirklich überzeugend im Stil von Albert Ammons ausdrücken können, lassen sich allerdings an einer Hand abzählen. Dazu zählt der Wittener Jörg Hegemann, der das Spiel des Chicagoer Pianisten seit über 20 Jahren studiert. Speziell auch der „Honky Tonk Train Blues“ von Meade Lux Lewis, der sieben Töne mit fünf Fingern spielen konnte ob seiner großen Hände. Solche Pranken hat Hegemann nicht – schafft es dennoch diesen Blues perfekt umzusetzen. Bei ihm fliegen die Finger nur so über die Tasten. Er wippt selber fleißig mit – ebenso das Ansagemikrophon auf der Bühne im Burghaus und natürlich die Gäste im ausverkauften Saal.

Jörg Hegemann entwickelte mit Django Kroll und Jan Freund einen Groove, dem sich niemand entziehen kann, der jeden Fuß zum mitwippen bringt und der weit und breit keinen Vergleich zu scheuen braucht. Seit dem plötzlichen Tod von Kroll im Sommer 2015 spielt Paul G. Ulrich im Trio mit – der Bassist trat unter anderem mit Paul Kuhn und in Wiehl mit der Boogie Woogie Company auf. Gemeinsam haben die drei Musiker des Jörg Hegemann Trios viel Spaß an der Musik und an dem gemeinsamen Spiel. Aber auch Solo präsentiert Hegemann in Bielstein einige Stücke – natürlich von seinem Lieblingspianisten Albert Ammons. So den „Tuxedo Boogie“ oder „Chicago In Mind“. Selbst ein eigenes Stück spielt er – nach einer ausführlichen Einleitung zu den Hintergründen. Hegemann komponierte es im Blick auf eine Geschichte aus seinem eigenen Leben. Bis 1999 war im Rechnungswesen tätig. Der Boogie Woogie Virus hatte ihn schon lange erfasst, denn im April 1983 erlebte er zum ersten mal ein Boogie-Woogie-Konzert – mit Axel Zwingenberger und Leo Knobelsdorff (beide waren bei den Wiehler Jazztagen zu hören). Bereits im Dezember 1986 die Gründung der „Chicago Four“ und immer im Hinterkopf, einmal nur noch als Boogie-Woogie-Pianist zu arbeiten. Das war dann ab 1999 plötzlich möglich – man entließ ihn. Wie es weiterging und was die Spekulation mit Aktien von seinem Abfindungsgeld bewirkten, all das klang in dem Stück mit.

Zum Schluss gab es noch einen weiteren furiosen Boogie Woogie und ein grandioses Schlagzeug-Solo von Jan Freund. Hegemann ist mit einem zweiten Pianisten am 13. März 2016 in Bergneustadt im Schauspielhaus zu sehen und zu hören. Im Burghaus hat das Frühjahrsprogramm richtig Fahrt aufgenommen. Nächsten Donnerstag geht es mit Werner Brix „Mit Vollgas zum Burnout“ – mal wieder vor ausverkauftem Haus. Da zeigt sich, dass man sich schon rechtzeitig Karten besorgen muss – für das Herbstprogramm 2016 sind die Karten seit 18. Januar im Vorverkauf.

Vera Marzinski

Eine Bilderserie finden Sie hier…