Zwischen Irish Folk und Weltmusik

Sehr energiegeladenen Irish Traditional Folk, gemischt mit Weltmusik, boten „Beoga“ im Burghaus Bielstein vor ausverkauftem Haus. In Ihrer Heimat gelten sie als New Folk Wizards.


Foto: Vera Marzinski

Beoga ist das gälische Adjektiv für „lebendig“ und die Band macht ihrem Namen alle Ehre. Mitreißend ist ihre Musik und da zucken die Beine der Zuschauer schnell mit. Die Band hat zudem einen eigenständigen Sound geschaffen. Mit dem Album „The Incident“ standen Beoga auf der Vorschlagsliste für eine Grammy Nominierung. Der Nachfolger „How to tune a fish“ war die Nummer eins der irischen und der amerikanischen Folkcharts. n den letzten Jahren wurde die Band weltweit immer wieder für ihre herausragende Leistung mit Anerkennung bedacht.

Im Mittelpunkt der Band steht die bezaubernde Niamh Dunne – eine der besten neuen Frauenstimmen Irlands. Sie ist zudem eine Teufelsgeigerin und einige Lieder im Bandrepertoire stammen auch aus ihrer Feder. An der Bodhrán, der irischen Rahmentrommel, hat die Band mit Eamon Murray einen „All Ireland Champion“, der diesen Wettbewerb in allen Altersklassen gewonnen hat. Verblüffend ist auch die Besetzung der Band mit zwei „Button Accordions“. Damian McKee und Seán Óg Graham achten streng darauf, dass sich die zwei Quetschkommoden nicht in die Quere kommen oder im stetigen Unisono langweilen. Dazu gesellt sich das hervorragende Spiel von Keyboarder Liam Bradley.

„Wir stehen auf Schnitzel“, verriet Eamon Murray, der mal ein „german girlfriend“ hatte und am Telefon dann immer „ja, ja, ok, bis dann“ gesagt hatte. Mit Stücken wie „Farewell to Cunningham“ nahmen Beoga die Gäste mit auf die grüne Insel. Das melancholische Stück handelte von einem Mann, der alles verloren hatte, wie Niamh Dunne erklärte. Viele Balladen, aber auch mitreißende Tanzstücke und zusätzlich kleinen Anekdoten aus ihrem Bandleben brachten die fünf Musiker mit. So erzählte Eamon von einem Mann, der ihnen in Amerika begegnet war. Er rannte, und rannte, und rannte – mit Handschellen auf dem Rücken. Keine plüschigen, pinkfarbenen – demnach flüchtete er wohl nicht vor einer Frau, fügte der Bodhrán-Spieler lachend hinzu, bevor das nächste flotte Stück begann.

Tanzen sei nicht verboten, bekundeten die „Beogas“, und ihre Musik eignete sich perfekt dazu. Zudem war der Klang hervorragend abgemischt und die Band spielte mit viel Spaß. Auch wenn Liam Bradley dann schon mal in eine Jazz-Sequenz abdriftete, bei der Niamh Dunne die Stirn runzelte, um dann flott wieder den Bogen über ihre Fiddle zu ziehen um dem ganzen wieder eine andere Richtung zu geben. Das Zusammenspiel der Fünf und die Mischung der Stilrichtungen passten grandios. Irish Folk à la Beoga ist einfach „Worldmusic made in Ireland“ – und die begeistert.

Vera Marzinski

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Silberner Wiehltaler für Dr. Erwin Kampf

Am Donnerstag erhielt Kulturkreisvorsitzenden Herrn Dr. Erwin Kampf den silbernen Wiehltaler von Wiehls Bürgermeister Werner Becker-Blonigen. Die Verleihung fand zu Beginn der Kulturkreisveranstaltung „Irish Folk Beoga“ im Burghaus Bielstein statt.


Bürgermeister Werner Becker-Blonigen (links) und Dr. Erwin Kampf
Foto: Christian Melzer

Becker-Blonigen sei es schon lange ein Bedürfnis gewesen, dem Vorsitzenden des Wiehler Kulturkreises diese Ehrung zukommen zu lassen. Nun – so kurz vor Ende seiner Zeit als Bürgermeister – sei es die letzte Amtshandlung dieser Art. Viele Worte wollte Wiehls Bürgermeister nicht machen, aber er bedankte sich für das herausragende ehrenamtliche Wirken in „unserer kleinen Wiehler Kultur“, die dadurch reicher geworden sei.

Seit 14 Jahren hat Dr. Erwin Kampf den Vorsitz im Kulturkreis und auch schon davor ging vieles auf seine Initiative, seinen Ideenreichtum und Netzwerk zurück. Bis 1988 war Kampf Geschäftsführer des Mühlener Familienunternehmens, danach gründete er eine Kommunikationsagentur, die er noch immer leitet. Im Mai letzten Jahres wurde das 25-jährige Bestehen der Internationalen Wiehler Jazztage feierlich begangen – Dr. Erwin Kampf feierte dies mit seinen Vorgängern und mit den vielen Helfern dieses kulturellen Wiehler Highlights. Ab 2015 ist nun jedoch ein neues Konzept an dem er maßgeblich beteiligt war, für das Traditionsfestival gefunden worden. Die Programme im Burghaus Bielstein können mittlerweile auch auf eine sehr gute Erfolgsgeschichte zurückblicken – oft sind schon nach Erscheinen des Programmheftes für das nächste Halbjahr die Veranstaltungen ausverkauft. Die Kultur in Wiehl sei schon etwas besonderes, so Becker-Blonigen. Besonders ist auch, dass sowohl er als auch Dr. Erwin Kampf am Saint Patrick’s Day (17. März) geboren sind. Da passte das Konzert an diesem Abend im Burghaus perfekt mit „Worldmusic made in Ireland“ von Boega.

Vera Marzinski

„pro musica sacra“ entführte auf eine musikalische Weltreise

Sie wollen mit ihrer Musik den Zuhörern Freude bereiten, das steht bei „pro musica sacra“ im Vordergrund. Genau das gelang ihnen am Samstagabend im Burghaus Bielstein aufs Vorzüglichste. Und nicht nur mit der Musik begeisterten die zehn Blechbläser. Mit ihrer Moderation sorgten Lukas Krämer – ganz im Heinz Erhardt Stil – und Frederik Linn für viele interessante Einblicke in die Stücke und beanspruchten die Lachmuskeln der Gäste.


Foto: Vera Marzinski

Seit 36 Jahren besteht das Siegener Blechbläser-Ensemble, das sich im Laufe der Jahre zu einem modernen Klangkörper entwickelte. Die zehn Musiker betreiben ihre Musik als intensives Hobby neben Schule, Studium und Beruf. Häufigere Wechsel in der personellen Besetzung, die sich aufgrund beruflicher Veränderungen zwangsläufig ergaben, haben der Kontinuität in der musikalischen Entwicklung des Ensembles keinen Abbruch getan, sondern eher dem Zusammenspiel den unverbrauchten Charakter erhalten. Unter dem Oberbegriff „Volksmusik, Volkssong und Popballaden“ stellten sie ihr Programm in Bielstein. Dazu gab es ausführliche, amüsante Ausführungen von Lukas Krämer. Zwar passe das Eröffnungsstück „Des sons animé“ von Dirk Brossé nicht in diese Kategorien, aber „wir spielen es sehr gerne“, verriet er. Im ersten Teil ging es hauptsächlich um Abschied und Ankommen. So verarbeitete Komponist Stephen Forster 1854 die Trennung von seiner Frau „Jeannie“ in gleichnamigem Stück und schrieb es, um sie zurück zu gewinnen – was nicht gelang. Nach 1940 wurde dieses Salonlied zur beliebten Ballade „Jeanie with the Light Brown Hair“. Bei einer leicht angejazzten Variante des „Danny Boy“, das später zum „Londonderry Air“ wurde, zeigte Posaunist Stefan Junk sein Können. Ein hervorragendes Solo bot Ingo Samp beim „Yesterday“. So zeigten fast alle Ensemblemitglieder in den verschiedenen Stücken ihre professionellen Solo-Qualitäten.

Im Zweiten Teil starten die Bläser mit einem „German Folk Song“, der gleich drei alte Volkslieder enthielt und in neuem Gewand daher kam. In ein neues Gewand hatte der musikalische Leiter Tobias Schütte einige der Stücke gepackt, die das Ensemble präsentierte. So das „Innsbruck“ aus dem 15. Jahrhundert oder „Schwesterlein, Schwesterlein“, das an einen Totentanz erinnerte. Dagegen kam das bulgarische Volkslied „Gankino Horo“ von Chris Batchelor schnell und wild daher – mit asymmetrischem Rhythmus und vielen Dissonanzen. Die dazugehörigen Hüpfer, Stampfer und Sprünge sparte sich das Ensemble. Ganz in der Tradition der „pro musica sacra“ endete das Konzert nicht nach der brillanten Zugabe „New York, New York“ sondern mit einem speziellen Bach-Choral – der Kantate „In allen meinen Taten“. So schloss sich der wunderbare musikalische Reigen an diesem Burghaus Klassik-Abend.

Vera Marzinski

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Die Puddingqueen aus Bonn

Die Puddingqueen des Abends wurde Margie Kinsky gleich im Doppelpack im Burghaus Bielstein. „Wir mussten Margie Kinsky an zwei Tagen einladen – so groß war die Nachfrage“, wie Kulturkreis-Geschäftsführer Hans-Joachim Klein verriet. Mit ihrem Programm „Ich bin so wild nach deinem Erdbeerpudding“ begeisterte sie gleich zwei Tage hintereinander die Gäste.


Margie Kinsky – Foto: Vera Marzinski

Mit „Kinsky legt los!“, ihrem ersten Soloprogramm, zeigte sie schon, wie sie loslegen kann, denn wenn sie einmal redet, ist sie nicht mehr zu stoppen. Selbst der „Holzfäller“ – wie sie ihren Mann Bill Morckridge nennt – kann sie nur selten zum Schweigen bringen. Sie lebt mit sieben Männern zusammen „und davon habe ich sechs selbst gemacht“, verrät sie gleich zu Beginn. Und es sei genauso unmöglich das halbe Dutzend Söhne zu erziehen, wie Pudding an die Wand zu nageln. Geschichten aus ihrem Familienleben fließen in ihr kurzweiliges Abendprogramm ein. So die Sache mit der Raststätte, wo sie Sohn Jeremy vergessen hatten. Der machte aus der Situation gleich mal einen Auftritt, bei dem er die von der Mutter verschmähten Bifi und massenhaft Süßigkeiten einheimste und den Leuten erzählte, seine Mutter würde nachts arbeiten, die Männer würden klatschen und sie bekomme ganz viel Geld dafür.

Man müsse gut hingucken und zuhören, sagt Margie Kinsky, denn das Leben schreibe die besten Geschichten. Dabei nehme jeder Begebenheiten anders war. Wie beim Wellness-Wochenende mit zwei Freundinnen. Margie selbst fand es entspannend, Maritta regte sich über alles auf und sah selbst die grandiose Fensterfront im Hotelzimmer als störend an, wobei Maria alles sehr an- und aufregend fand. Humorvoll und locker erzählt Margie Kinsky. Dass für sie Improvisation alles ist, hat die Schauspielerin und Kabarettistin nicht nur während ihres langjährigen kreativen Schaffens im „Springmaus“-Improvisationstheaters gelernt. Die redegewandte Margie kannte schon fast jeden im Publikum bevor das Programm startete. Ganz locker setzte sie sich zu den Gästen und plauderte mit ihnen. Auch von der Bühne aus ging das so weiter. Wollte sie doch wissen, welche doofen Geschenke die Damen im Publikum bekommen hätten. Da spreche sie nämlich selbst aus Erfahrung und wollte keine Vergrößerungsspielgel, Faltencremes oder Personenwaagen mehr geschenkt bekommen. Das konnte aber aus dem Publikum noch getoppt werden mit einer Zylinderkopfdichtung, die unter dem Weihnachtsbaum gelegen hatte. Margie Kinsky hatte aber doch noch ein positives Beispiel – auch wenn ihrem Mann, dem Holzfäller, der unter anderem als Reisebüroleiter Schiller und Ehemann der Mutter Beimer in der Lindenstraße bekannt ist, meist kein vernünftiges Geschenk ein falle. Zu ihrem 50. Geburtstag entführte er sie kurzerhand nach Rom. Zur Shoppingtour – bei der ihr Kleiderschrank wieder ein neues Outfit für die Kategorie „passe ich vielleicht irgendwann mal rein“ bekam – nahm sie ihn nicht mit, aber in das Teil presste sie sich für den Abend. Da ging es in eine Pizzeria, wo alle sechs Jungs mit ihrem Vater ein „Happy Birthday“ für sie sangen. Die schönsten Geschichten schreibt das Leben. Und aus ihren 30 Jahren Improvisationstheater habe sie zwei Dinge gelernt: „Sag einfach ja“ und „Habe keine Angst Fehler zu machen“. Denn es gäbe keine Fehler – nur lustige Pannen. Mit einem „Genießt das Leben“ und dem Lied „Let the sun shine“ verabschiedete sich die Kabarettistin von einem sichtlich begeisterten Publikum.

Vera Marzinski

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